Inhalt: Überblick - Hintergrund - Fragen - Analyse - Bemerkungen - JMS

Überblick

Als ein Schläfer aus kryogener Stasis erweckt wird, wird eine tödliche, teuflische Kraft auf die Station losgelassen. Anne-Marie Johnson als Mariah Cirrus. Dwight Schultz als Amis.

Untergruppe      : Horror
D5 Rating        : 5.67

Originaltitel    : The Long Dark [Die lange Dunkelheit]
Produktionsnummer: 205
Erstausstrahlung : 30. November 1994 (USA)
                   28. Januar 1996 (D)

Drehbuch         : Scott Frost
Regie            : Mario DiLeo

Achtet Auf

• Eine deplazierte Aufnahme von Garibaldis Suche nach Amis

Hintergrundinformationen

• Die Erde bekam die Technologie der Sprungtore Mitte des 22. Jahrhunderts von den Centauri. Vorher waren die Menschen mehr oder weniger auf ihr eigenes Sonnensystem beschränkt.
• Irgendwann zwischen dem 20. Jahrhundert und der Ankunft der Centauri wurden Signale von eventuell außerirdischem und intelligentem Ursprung entdeckt.
• Eine kleine Gruppe Forscher hat sich freiwillig für interstellare Langzeitmissionen gemeldet, die so lange dauern würden, daß sie für den Verlauf der Reise in Kälteschlaf versetzt wurden. Solche Missionen wurden gestartet, bis die Centauri Kontakt zur Erde aufnahmen und es keinen Bedarf mehr für Schlafschiffe gab. Zumindest einige der Schiffe waren so konzipiert, daß sie auf Signale reagieren, denen sie begegnen würden.
• Während des Krieges war Garibaldi bei den Bodentruppen und auf einer Art Außenposten oder Basis stationiert, statt auf einem Schiff. Er und einige seiner Kameraden entkamen während eines Überraschungsangriffs der Minbari nur knapp dem Tode.
• Ein anderer Außenposten wurde von einer unbekannten, brutalen Kreatur angegriffen, einer heimtückischen Bestie, die die Gehirne der dort stationierten Soldaten beeinflußte und sie dann einem nach dem anderen tötete, indem sie ihnen die inneren Organe komplett herausriß.
• Die Markab glauben, ebenso wie die Narn, daß es in der Vergangenheit eine große Dunkelheit gab, etwas, das nur nach einem schmerzhaften Kampf besiegt wurde. Zumindest einige von ihnen glauben, daß diese Dunkelheit wieder erwacht.

Offene Fragen

• Was war das für eine Kreatur? War es wirklich einer der Schatten?
• Wie hat es die Copernicus entdeckt und geentert, die ja weit unter Lichtgeschwindigkeit reiste?
• Was wollte es mit den inneren Organen der Menschen?
• Ist sie wirklich tot? (Wir glauben es, aber ohne Leiche...)
• Was war das für eine Substanz, die an Amis hing, als er in der Luft hing? Garibaldi verzieht das Gesicht, als er sie von Amis herunterkratzt.
• Was passiert später mit Amis?
• Garibaldi sagt zu Amis: "Sie wollten den Botschafter der Centauri beschuldigen, mit dem Teufel im Bunde zu stehen... vielleicht haben Sie damit sogar Recht." Nur eine hingeworfene Bemerkung oder weiß Garibaldi, worauf sich Londo eingelassen hat?

Analyse

• Die Tatsache, daß die Copernicus auf Z'ha'dum zusteuerte, läßt vermuten, daß die Schatten schon seit einiger Zeit, mindestens seit 10 Jahren, ihre Kräfte sammeln, was den Schluß zuläßt, daß sie sich schon vor ihrem kürzlichen Bündnis mit Londo, in die Angelegenheiten der größeren Rassen eingemischt haben...
• Verachtung für die Lurker scheint weit verbreitet, wenn nicht gar allgegenwärtig, zu sein. Sogar Dr. Franklin, normaler Weise ein vernünftiger Mensch, war bereit, die Aussage eines Lurkers einfach so zu ignorieren und einer der Sicherheitsleute sagte: "Man sollte sie in den Weltraum stoßen, diese elenden Penner."
• Es wurde nicht erwähnt, ob nach dem Kontakt mit den Centauri Versuche unternommen wurden, die Schlafschiffe wieder einzusammeln. Das wäre vermutlich sehr einfach gewesen. Eine Erklärung könnte sein, daß der Erstkontakt die Erde in so einen Aufruhr versetzt hatte, daß die Rettung gefrorener Astronauten eine geringe Priorität bekam. Vielleicht wurde auch ein erfolgloser Versuch unternommen. Wenn die Copernicus irgend einem Signal, das seinen Weg gekreuzt hat, gefolgt wäre, könnte es in der riesigen Weite des Alls unmöglich sein, sie wiederzufinden.
• Der zeitliche Ablauf der Copernicusmission scheint folgender gewesen zu sein:
  1. Vor den Kontakt mit den Centauri: Signale außerirdischen Ursprungs werden entdeckt.
  2. Vor über 100 Jahren: Schlafschiffe, darunter die Copernicus, werden auf sehr lange Reisen geschickt.
  3. Vor über 12 Jahren: Die Copernicus entdeckt in einem unbekannten System ein Minbari-Signal und folgt ihm. (Vermutlich ist das Signal verstummt und die Copernicus hat ihre Crew nicht geweckt.)
  4. Vor ungefähr 12 Jahren: Amis hat die Begegnung mit der Kreatur. Der Horchposten der Erdstreitkräfte wird von ihr fast völlig zerstört. Amis wird am Leben erhalten. Aus irgendeinem Grund mischt sich die Kreatur nicht ein, als er gerettet wird.
  5. Vor weniger als 12 Jahren: Die Copernicus fliegt durch das System. Die Kreatur entert das Schiff, ändert den Kurs und tötet Mariahs Ehemann, bevor sie sich mit ihr in eine der Kälteschlafkammern begibt.
  6. Vor mehr als vier Jahren: Die Copernicus entdeckt ein Signal aus dem System, wo die Babylonstationen gebaut werden. Gemäß ihrem Auftrag, solchen Signalen zu folgen, ändert sie den Kurs.
  7. Vor ungefähr einem Jahr: Die Copernicus beginnt abzubremsen und verbraucht dabei offensichtlich alle Treibstoffreserven. Irgendwann fängt sie an, ein Grußsignal zu senden.
  8. Heute: Die Copernicus kommt an, ohne Energie und selbst ohne Treibstoff für die Korrekturtriebwerke (sie schlingert, als sie das erste Mal gesichtet wird).
• 10% der Luftreserven gingen verloren, als die Kreatur die Copernicus enterte, vermutlich entwichen sie ins All. Das läßt vermuten, daß die Kreatur entweder durch die Tür kam (es gab keine Luftschleuse) oder gewaltsam die Hülle durchdrang, um hineinzukommen. Das ist verwunderlich, denn Amis behauptet steif und fest, sie könne durch Wände gegen.
• Warum wurde die Copernicus nicht früher entdeckt? Das könnte verschiedene Gründe haben. Erstens hat das Schiff augenscheinlich all seine Hydrogen- und Navigationstreibstoffe bei der Annäherung an B5 aufgebraucht. Das läßt die Frage offen, wie es danach Energie erzeugt, aber augenscheinlich hatte es genug, um seine Grußbotschaft zu senden und interne Systeme am Laufen zu halten. Aber beim Schlingern dürfte es unmöglich sein, die Reichweitenantennen in das System gerichtet zu halten. Nehmen wir dazu noch den Fakt, daß niemand auf ihr Signal wartete (Ivanova sagte, daß es auf einer ungewöhnlichen Frequenz hereinkam) und es wird sehr wahrscheinlich, daß die Copernicus den ganzen Weg in das System schaffte, ohne entdeckt zu werden.
• Wie schnell und wie weit ist die Copernicus gereist? Diese Frage ist komplizierter. Die Minimalantwort ist 25 Lichtjahre und 1/4 c. Die Entfernung zwischen dem Sonnensystem und B5 scheint ungefähr 25 Lichtjahre zu betragen. Das wäre die minimale Entfernung, die die Copernicus zurücklegen mußte. Um 25 Lichtjahre in über 100 Jahren zurückzulegen, müßte die Copernicus (durchschnittlich) 1/4 c fliegen. Typische Annahmen für Nuklearantriebe, die Schiffe auf gering relativistische Geschwindigkeiten beschleunigen, besagen, daß ungefähr 10 bis 40 Tonnen Reaktormasse pro Tonne Eigengewicht benötigt werden, um das Schiff auf Unterlichtgeschwindigkeit (ungefähr 1/10 c bis 1/4 c) zu beschleunigen und wieder abzubremsen. Also ist das Schiff, das wir sahen entweder der Kern eines viel Größeren Schiffes und alle leeren Tanks wurden abgesprengt, oder es besteht aus sehr leichten Materialien, oder beides.
• 100 Jahre scheint für eine Reise mit Unterlichtgeschwindigkeit eine vernünftige Zeitspanne zu sein, dennoch ist Mariah überrascht zu erfahren, daß so viel Zeit vergangen war. Entweder lag ihre Reaktion an der Disorientierung, die sie eventuell durchmachte oder die Mission war, auf Grund der Beschränkungen bei den Staseeinheiten oder anderer Schiffssysteme, für weniger als 100 Jahre geplant.
• Der Name Amis scheint eine Art Wortspiel zu sein, denn irgendwas scheint mit Amis nicht zu stimmen. (Anm.d.Ü: "Amis" klingt wie "amiss", dem englischen Wort für "nicht stimmen") Amis wird genauso betont, wie "Amos", dem Namen eines Propheten im Alten Testament. Propheten wie Amos verbrauchten viel Zeit damit, die Leute vor Gefahren und bevorstehenden Ereignissen zu warnen, so wie es Amis im Zocalo getan hat.

Bemerkungen

• Autor Scott Frost war auch einer der Schriftsteller von Twin Peaks, einer Serie, deren Stil dem dieser Episode sehr ähnlich ist.
• Als Garibaldi im Zocalo sitzt, trägt der neben ihm sitzende Drazi eine farbige Schärpe. Hätte er nicht auf Grund Ivanovas Lösung des rituelle Kampfes in "Eine Frage der Farbe", die das Problem für 1,2 Jahre hätte klären sollten, eine lila Schärpe tragen müssen? Eine mögliche Erklärung wäre es, daß keine Schärpen mehr nötig waren, da der Kampf auf Babylon 5 vorbei war, nachdem sie getan hatte, was sie getan hatte.
• Eventuell findet sich eine Referenz zu Douglas Adams' "Per Anhalter durch die Galaxis" als Amis die Zelle verläßt. Mit einem Handtuch um den Hals behauptet er: "Ich habe alles, was ein Mann im Leben braucht."
• Franklin verabreicht eine Medizin namens DeValera an eine katatonische Patientin. Eammon DeValera war ein irischer Politiker und Dichter, mit einer echten Begabung, die Massen aufzuhetzen.

JMS spricht

• Um auf deine(Diannes) anderen Fragen einzugehen... ja, wenn wir an unsere Grenzen gehen, kommt es von Zeit zu Zeit vor, daß wir zerbrechen und verbrennen. Das ist Teil des Risikos, wenn man versucht, etwas Neues zu schaffen. Wir spannen den Bogen... und manchmal bricht er. Ich hatte zum Beispiel VIEL größeres im Kopf in Sachen EFX für die finale Konfrontation in "Der unsichtbare Feind". Doch leider waren wir der Technologie, die das hätte möglich machen können was ich wollte, so > < weit voraus.

• Die Schatten haben ihre Diener, die jetzt an die Plätze ihrer Macht gerufen werden. Das war einer ihrer Geringeren.

• Schattendiener. Soldat der Dunkelheit. Kein Schatten, aber ein guter, enger Freund von beidem.

• Aw: Londo sieht "noch niederträchtiger" aus. Wir ändern subtile Kleinigkeiten an seiner Erscheinung, seiner Kleidung. Gehen mehr zu dunkleren Stoffen über. (Ganz ehrlich: Du würdest nicht glauben, wie achtsam und detailliert wir an solchen Sachen arbeiten.) Er wird vor dem Ende der Staffel sogar noch eine neue, etwas dunklere Jacke bekommen, mit strengeren Linien im Stile von Lord Refas Kleidung. Es ist schon interessant, wenn man weiß wohin das führt...

• Von welcher Rasse war der Botschafter?
  Ich glaube, das war ein Markab.

• Tom: die Kleinigkeiten, auf denen Du herumreitest, gehören zu den Sachen, die ich klar stellen will. Du sagst, jemand aus dem Jahre 1890 würde verrückt werden. Dem muß ich vehement widersprechen. Lies Briefe aus dem Jahre 1890. Verflixt, lies Briefe aus dem Jahre 1776. Die Sprache, die Emotionen... sie sind ziemlich gleich. Das Aussehen der Technologie hat sich verändert, einige soziale Gegebenheiten und Einstellungen haben sich geändert, aber die Leute gehen immer noch zur Schule (meistens), heiraten, ziehen Kinder groß, arbeiten und hoffen auf eine bessere Zukunft.

  Außerdem ist Mariah Wissenschaftlerin, vorbereitet und ausgesandt neue Dinge zu sehen. Das ist nicht das Gleiche, als ob man einen gewöhnlichen Menschen aus der Zeit reißt.

  Ich glaube, Menschen - Amerikaner im Besonderen - überbewerten die Veränderungen, die die Zeit im großen Rahmen mit sich bringt, denn als ein Land, daß nur zirka 200 Jahre alt ist, verstehen wir nicht *wirklich* die Bedeutung von Zeit. Die Römer, die ihre Grafitti überall in England hinterlassen haben, sind nur einen Schritt von den Sprayern heutiger Tage in der South Central entfernt.

• Aw: Ivanova und Sheridan gehen an Bord der Cortez bevor es in B5 hineingezogen wird... denk dran, das war ein Schiff der Erde auf einer Friedensmission mit kryogenen Kammern die noch in Benutzung waren. Es gab keine erkennbare Gefahr. Außerdem: wäre ich Kapitän eines heutigen Schiffes und ich fände ein intaktes Segelschiff, das seit 1980 vermißt wird, Du müßtest mir schon eine Pistole an den Kopf halten, um mich davon ABZUHALTEN, das Schiff zu betreten. Menschen sind von Natur aus neugierig... und das wäre ein faszinierendes Puzzle, das es zu lösen gilt. (Anm.d.A: die Cortez war das Schiff aus "Rettet die Cortez!" JMS meinte die Copernicus.)

• Nebenbei ein paar Gedanken zu Sheridan... ausgelöst durch Nachrichten, die ich gesehen habe oder auf die angespielt wurde, in denen ihm vorgeworfen wurde, daß er im Gegensatz zu Sinclair zu viel lächelt... ich habe mal ein wenig in meinen Archiven gestöbert und während der ersten vier oder fünf Episoden lauteten die meisten Beschwerden, daß er entweder zu viel lache oder grinse...

  Während dessen ein kleiner Tip für diejenigen, die sich schon irgend welche Dinge zurechtlegen... denkt an die erste Regel auf Babylon 5: Niemand ist das, was er zu sein scheint. Zumindest nicht gänzlich. Es passiert immer irgend was, etwas, das derjenige nicht offenbart. Manche machen den Fehler und betrachten Sheridan - wie auch Sinclair oder Londo oder Vir oder G'Kar - und denken, "das ist alles, was er ist". Abgesehen davon, daß sie es nicht waren und er es nicht ist. Ich würde keine Figur erschaffen, die genau das ist, was ihr seht.

  Davon abgesehen, und das ist eine ganz andere Sache... es gibt wirklich zwei Wege einen Charakter zu vertiefen und ihm eine dunkle Seite zu geben. Die eine Möglichkeit besteht darin, ihm etwas zustoßen zu lassen, *bevor* man ihn trifft, von dem er sich immer noch erholen muß (Sinclair). Die andere besteht darin, ihn erst vorzustellen, und ihn DANN in den Brunnen zu werfen. In gewisser Weise ist Londo ein Beispiel für letztere Möglichkeit. Man lernt ihn kennen und er ist lustig und farbenfroh... und dann beginnt man damit, ihn zu verändern.

  Also sollte es ausreichen zu sagen, daß Sheridan am Ende in mehr und mehr Konflikte verstrickt wird, daß er Tritte ins Gesicht bekommen wird und, wie jemand oben bemerkt hat, in einen Konflikt gerät, sich zwischen gutem Offizier und Patriot entscheiden zu müssen... was manchmal das gleiche ist und manchmal etwas VÖLLIG anderes.

Übersetzung: CW
Letzte Änderung: 16. April 2000
Original: 8. August 1998