Inhalt: Überblick - Hintergrund - Fragen - Analyse - Bemerkungen - JMS

Überblick

Sheridan sieht sich einem Inquisitor der Erde konfrontiert. Wayne Alexander als Drazi. Raye Birk als William. Bruce Gray als Inquisitor.

D5 Wertung       : 8,32

Originaltitel    : Intersection in Real Time [???]
Produktionsnummer: 418
Erstausstrahlung : 16. Juni      1997 (US)
                   19. September 1998 (D)

Drehbuch         : J. Michael Straczynski
Regie            : John LaFia

Handlungshintergrund

• Sheridan wird weiterhin in einer Verhörzelle festgehalten. Sie ist höchstwahrscheinlich auf dem Mars.
• Clark denkt, daß Sheridans Glaubwürdigkeit als Kriegsheld eine Gefahr für die Glaubwürdigkeit der Regierung darstellt. Er will, daß Sheridan sich öffentlich entschuldigt, um den allgemeinen Glauben, daß man das System nicht besiegen kann, wiederherzustellen.
• Unter den Waffen, die die Erde während des Minbari-Krieges von den Narn gekauft haben, waren Schmerzfesseln ("Angriff auf G'Kar"). Sie scheinen bei Menschen genauso wie bei den Narn zu funktionieren.

Offene Fragen

• War das Verhör real oder hat es genauso wie bei Sinclair in "Gefangen im Cybernetz" nur in Sheridans Gedanken stattgefunden?
• War es wirklich morgens?
• Wird Sheridans Vater immer noch festgehalten?

Analyse

• Es ist interessant, daß Clarks Leute nur die Absicht zu haben scheinen, Sheridan zu brechen ohne auch nur einen Versuch, Informationen über Kampfpläne oder andere nützliche Fakten aus ihm herauszuholen, wo doch Ivanova vermutlich den Feldzug, die Erde zurück zu erobern, fortsetzt. Vielleicht sind sie der Meinung, daß er solche Informationen erst herauslassen würde, wenn er zu ihnen übergelaufen wäre. Aber da man weiß, daß Clark gewillt ist, Gedankenpolizisten auszusenden, um die Bevölkerung zu scannen ("Homo Superior"), ist es doch verwunderlich, daß kein Telepath hinzugezogen wurde, um militärische Informationen aus Sheridans Kopf zu holen.

• In "Homo Superior", zitierte Ivanova Sheridan folgendermaßen: Die Person ist austauschbar, der Job nicht. Sheridan wurde mit einer Ausnahme das gleiche gesagt: Sheridan selbst ist nicht austauschbar. Aber dies trifft nur so lange zu, wie die Möglichkeit für ihn besteht, einen anderen Job zu übernehmen: Der Öffentlichkeit zu vermitteln, daß Clark nicht geschlagen werden kann.

• Beim Verhör scheinen die Schmerzfesseln, nachdem Sheridan ihnen einmal ausgesetzt war, ausgeschaltet worden zu sein; im folgenden waren sich beide mehrfach nah genug, aber Sheridan bekam keine Stromstöße.

• Wenn man davon ausgeht, daß die Bilder Delenns nicht eine Art telepathische Projektion waren, dann scheinen Sheridans wiederholte Visionen das Erlebte auf Z'ha'dum widerzuspiegeln "Der Letzte des Kha'Ri". Das Wissen, daß Delenn immer noch irgendwo da draußen ist und auf ihn wartet, ist eine Insel der Stabilität für ihn.

  Dem Verhörenden war mit Sicherheit seine Beziehung zu Delenn bekannt - es war ja auch kein großes Geheimnis nach dem Bericht auf ISN in "Lügenpropaganda.". Wird der nächste feststellen, daß Sheridan sie wie einen Anker benutzt, und versuchen, das direkt zu untergraben, z.B. indem er gefälschte Beweise vorlegt, daß ihr etwas zugestoßen ist?

• Raum 17 ist vielleicht ein Verweis auf George Orwells "1984", in dem Winston Smith, der Protagonist, hört, wie Leute zu Raum 101 gebracht werden, selbst aber keine Ahnung hat, was dort vorgeht.

• Der Verhörende bestand darauf, daß er Sheridan die Wahrheit sagte. Er bestand aber auch darauf, daß die Wahrheit fließend ist. Dies bedeutet, daß wenig, wenn überhaupt etwas, daß der Verhörende Sheridan erzählte, für bare Münze genommen werden kann.

• Der Verhörende sagte, daß er glaube, sein Vortrag über Gift sei eine Metapher für etwas, er würde nur nicht darauf kommen für was. Zusätzlich zu dem historischen Bezug (siehe Bemerkungen) kann der Vortrag als eine Metapher für das, was er mit Sheridan vorhatte, sein. Zuerst überzeugte er Sheridan, kleinen Lügen zuzustimmen (die Tageszeit). Nach einer ständigen Zufuhr von kleinen Unwahrheiten, so hoffte er, würde Sheridan mehr und mehr empfänglich für immer größere Lügen, bis er schließlich bereit wäre, alles zu schlucken, was er ihm anböte.

Bemerkungen

• Der Verhörende erwähnte, daß Sheridan schon einmal verhört worden ist. Dies bezieht sich auf "Das Verhör des Inquisitors", als Sheridan von Jack the Ripper verhört wurde (der von Wayne Alexander gespielt wurde, welcher in dieser Folge den Drazi spielt.)

• möglicher Anschlußfehler: Als der Verhörende den Raum verläßt und die laute Stimme anfängt, ihre Botschaft zu wiederholen, hält sich Sheridan die Ohren zu. Zu Beginn des nächsten Aktes, als der Verhörende zurückkehrt, sind Sheridans Hände an den Stuhl gefesselt. Natürlich ist es möglich, daß inzwischen jemand in den Raum kam und ihn dazu zwang, zuzuhören.

• Der Verhörende wurde von dem Sandwich nicht krank, er meinte das liege daran, daß er jeden Tag ein wenig Gift ißt und es ihm daher nichts ausmacht. Hierzu gibt es historische Präzedenzfälle: Zum Beispiel König Mithridantes (135 – 63 v. Chr.), der sich selbst umbringen wollte, indem er große Mengen Gift schluckte, aber nicht daran starb, weil seine Widerstandskraft zu groß war.

• Vielleicht ist es nur ein Zufall, aber diese "1984"artige Geschichte ist die 84te Episode.

• Um es mit dieser Nummerologie noch weiter zu treiben: Addiert man zu Episode 84 die Raumnummer 17, ergibt das 101, was wiederum die mysteriöse Raumnummer aus "1984" ist.

jms spricht

• Über den Titel
  Jeder Akt wurde in Echtzeit gezeigt, es gab keine Zeitsprünge...die Unterhaltung ereignete sich so, wie es gezeigt wurde. Da die einzelnen Akte [in den USA durch Werbung]unterbrochen sind, hatte man dort Unterbrechungen (Intersections) ... in der Echtzeit.

• Diese Episode hat das Potential, ziemlich cool und in gewisser Weise experimentell zu werden, daher sage ich im Moment lieber erst mal nichts.

• Normalerweise gebe ich dazu keinen Kommentar, aber...wenn ich *absolut sicher* gewußt hätte, daß es eine 5te Staffel gibt, hätte die 4te Staffel mit Episode 418, "Das Verhör" geendet. So wurden nur vier Episoden vorgezogen. Ihr werdet es verstehen, wenn ihr es seht.

• ich mag diese Folge sehr. Sie geht einige Risiken ein, und sie hat einige üble Drehungen und Wendungen. So etwas mag ich in einer Geschichte.

• Eine der kommenden Folgen ist, so sagt John Copeland, das subversivste, was wir je in der Serie gezeigt haben. Es ist eine *gemeine* Folge und sie ist vollkommen unverfroren darin, gewisse Dinge zu zeigen. Seltsamerweise endet sie jedoch auf eine positive Art, wenngleich George Johnson bei der Wiederholung während der Tonabmischung meinte, "Okay, welcher sadistische A----f----- hat den Teil geschrieben?"

• "Du verstehst die Konzepte, wie man die menschliche Psyche bricht."

  (zuckt mit den Achseln) Nun, sicher...Ich arbeite für Warner Bros.

• Warner Bros.‘ verrückte Sendeplanung ist dieses mal tatsächlich angebracht.
  Ja... so ist es. Jetzt habe ich doch noch einen guten Cliffhanger und danach eine gewisse Wartezeit.

• Warum macht man zum Ende einer Staffel Cliffhanger?
  Das ist vor allem ein Hilfsmittel, damit das Publikum, welches dann eine ganze Zeit lang nicht da ist, zurückkehrt um die Auflösung zu sehen und gleich in die nächsten Episoden einzuführen. Gibt es ein sauberes Ende, vergessen offenbar viele Leute, egal bei welcher Serie, zur folgenden Staffel wieder einzuschalten.

• War Bruce Boxleitners Bart echt?
  Bruce hatte zwischen den Folgen etwas Zeit und ließ sich den Bart wachsen und wir haben ihn für spätere Szenen abgedunkelt.

• Die Kostüme und das Design waren bei "The Prisoner" geklaut
  Da liegst Du falsch. Der Kostümbildner hat den "Prisoner" nie gesehen, so weit ich weiß, und der Anzug den er trug was war einer unserer Standard-Erd-Anzüge, die wir schon vorher in der Serie benutzt haben, nur geändert, damit er ihm paßt. Und die Dekoration ist ein einfacher schwarzer Raum mit Stühlen, mehr nicht. Ich bezweifle auch stark, daß Flinn jemals "The Prisoner" gesehen hat ...der übrigens eine sehr helle, gut ausgeleuchtete Serie war, während hier fast Dunkelheit herrschte.

• War der Drazi wirklich da? Er wurde von den selben Schauspieler gespielt, der auch Jack darstellte.
  Der Drazi war wirklich da...er mußte es sein, oder die Episode verliert etwas an Schärfe. Und ja, irgendwie mochten wir die Symmetrie, daß Wayne in dieser Episode auftrat.

• Ja, der Drazi hat die ganze Zeit für die Erdallianz gearbeitet, und dadurch Sheridans "Sieg" nutzlos gemacht.

• Was war die Botschaft dieser Episode?
  Die Botschaft ist einfach, daß wir *alle* von Zeit zu Zeit Widerstand leisten müssen und das ein Individuum das System bekämpfen kann. Und daß wir alle irgendwann dises Individuum sind.

• Es gab eine Menge Geben und Nehmen in dieser Episode,und manchmal war der Verhörende vielleicht der Wahrheit - oder einer Form davon - sehr nahe...aber er hat sie immer verdreht und zu seinem eigenen Nutzen verwendet. Eine aalglatte Angelegenheit....

• "Da ist eine Menge Wahres an Deinem Begriff der WAHREIT. Er wirft Fragen auf, über die ich lieber nicht nachdenken würde. Wo enstehen diese Ideen von Dir?"

  Üblicherweise um 3 Uhr morgens, wenn ich nicht schlafen kann....

• Warum ließ Clark nicht einfach Bester Sheridan neu programmieren?
  Weil sie ihn nicht neu programmieren wollten; wie William sagt, ein anderer Telepath hätte gesehen, daß er verändert wurde. Sie wollen ihn *tatsächlich gebrochen*. Nicht einfach nur neu verdrahtet.

  Und ja, ich wollte, daß das von der Struktur her beinahe wie ein Bühnenstück funktioniert. Tatsächlich, als wir es gedreht haben, haben wir es jeweils in voller Akt-Länge gemacht. Die Schauspieler kamen am Morgen, probten es, wie sie ein Bühnenstück proben würden und dann haben wir es gedreht, wie wir ein Bühnenstück aufnehmen würden, ohne Unterbrechung.

• Aber wenn Clark das Corps kontrolliert, würde doch kein anderer Telepath Sheridan scannen, oder?
  Es spielt eine Rolle weil es eine Menge außerirdische und menschliche Telepathen gibt, und immer ein Abtrünniger darunter sein kann.

• Sagte Sheridan so wenig, damit der Verhörende nichts hatte, was er gegen ihn verwenden konnte?
  Das ist ein Grund (unter vielen), warum ich Sheridan die meiste Zeit schweigen ließ; a) weil, je weniger er sagt, um so besser für ihn, von seiner Position aus und b) weil die Zuschauer dann für ihn antworten wollen.

• Der Verhörende sah wie eine ganz normale Person aus.
  Genau. Das banale Gesicht des Bösen. Man sieht sich die meisten Leute an, die Treblinka oder Bergen-Belsen führten, und es sind hauptsächlich ganz normal aussehende Personen, die Buchhalter oder Handwerker oder Autoverkäufer sein könnten. Sie sind *wir*...und daran sollte es erinnern. Der finstere, schnurrbartzwirbelnde Bösewicht ist zu einfach und zu weit von der Wahrheit entfernt.

• Das war eines der Elemente, die die Episode so interessant für mich machte; die meiste SF tendiert dazu, die dunkle Seite einfacher Menschen zu ignorieren. Sie beschäftigen sich mit den großen bösen Jungs, teuflischen Föderationen und Darth Vader und all den anderen bedeutenden Kräften da draußen, aber allzuoft wird der Schaden nicht von einem einzelenen Teuflischen Anführer, sondern von den zehnmillionen Leuten, die ihm *gefolgt* sind, angerichtet, von den Buchhaltern, die die Menschen und die Züge überwacht haben, indem sie die richtigen Figuren in die richtigen Kolonnen eingereiht haben, von jenen, die die Züge pünklich haben fahren lassen, jenen, die die Lager führten, denen, die das nächste Staatsimperium mit Sklavenarbeit erbauen lassen, von jenen, von denen viele oder alle sagen könnten, was schon viele gesagt haben: "Ich habe nur meine Arbeit getan".

  Nicht so sehr "Befehle befolgen", das haben wir schon früher gehört, auf das Militär bezogen...sondern einfach "meine Arbeit machen". Der Verhörende tat einfach nur seine Arbeit und das so gut, wie er konnte. Das ist etwas, was er tut, dann geht er nach Hause zu seiner Frau und den Kindern und ißt zu Abend. Er setzt sich auf die Veranda und versucht zu vergessen, was er tut, weil der denkt, dass er es tun muss... vorausgesetzt er denkt überhaupt darüber nach.

• In Bezug auf "Das Verhör des Inquisitors"
  "Es ist Jonny, der "allein in der Dunkelheit" ist, dem unvermindertem Druck zur Kapitulation ausgesetzt, wissend, daß wenn er unter der Folter stirbt, seine Freunde vielleicht nie ganz erfahren werden, was mit ihm passiert ist."

  Der Inquisitor sagte, das es das ist, dem er gegenübertreten müsste.

• Diese Story muss auf "Closetland" basieren. Es gibt eine Reihe von Ähnlichkeiten..
  Der eine Raum;

  Verhöre finden normalerweise in einer Zelle statt. Sieh Dir "Midnight Express" an, oder einen der dutzend anderen Verhör-Filme.

  die zwei Hauptcharaktere;

  Closetland hatte nur zwei; hier hatten wir andere, einen zweiten Verhörspezialisten, den Drazi, andere.

  die Verspottung mit Essen und Trinken;

  Standard bei solchen Verhören.

  die aufgenommene Nachricht über Zusammenarbeit und Belohnungen;

  ditto

  das Gespräch darüber erst den Körper zu brechen und dann den Geist;

  wieder ditto

  die List den Gefangenen in einen anderen Raum zu bringen, wo es doch nur ein anderes Gefängnis ist.

  Wo passierte das in Closetland? Das tat es nicht, nicht nach dem woran ich mich dunkel erinnere.

  Ich liess diese Folge auf dem, was ich darüber gelesen habe und was ich darüber wie Menschen in Gefängnislagern und ähnlichem gefoltert werden weiss basieren. Es gibt so viele Dinge, die man jemandem, der in einem Raum eingeschlossen ist antun kan, um ihn zu brechen. Sieh Dir William Saroyan's "Hello, Out There" nach Ähnlichkeiten zu Closetland an. Es tut mir leid, Dich zu enttäuschen, aber die Techniken des Verhörs existierten schon lange bevor es B5 oder ST oder Closetland gab, und werden (leider) auch noch lange weiter bestehen. Die Techniken sind Techniken, und diese sind sehr gut dokumentiert. Die *Geschichten* haben nichts derartiges gemeinsam.

  In den letzten 10 Jahren oder so, gab es eine Reihe von Filmen, die den Prozess der Befragung in südamerikanischen und europäischen Ländern beschrieben haben. Sie benutzten alle eine sehr ähnliche Sturktur, über das, was dort ablief, weil die Arten, wie sie "Probleme" behandeln sehr universell sind. Sie stammen nicht alle vom selben Film, Buch oder der selben Geschichte ab... sondern von der Realität. Sie taten, was sie taten, und wir tun was wir tun, aus den selben Gründen: Um diese Art des Verhaltens ans Licht zu bringen. Es gibt unzählige Stücke dieser Art.

  Im Polizeifilm #1 wird ein Verdächtiger verhaftet, seine Rechte werden ihm vorgelesen, er wird zum Revier gebracht, in eine Zelle mit ein oder zwei anderen Leuten, dann in einen Befragungsraum mit ein oder zwei Cops gebracht, geht mit ihnen alles wieder und wieder durch und gesteht schließlich. Im Polizeifilm #2 passiert etwas ähnliches... hat nun Film #2 von Film #1 geklaut, oder hat er nun gezeigt, was *passiert*?

  Nein, es tut mir leid, aber ich habe nicht an Closetland, Star Trek The Prisoner oder irgend etwas anderes gedacht, als ich diese Folge schrieb. Ich dachte über den Charakter aus dieser Folge nach, der dazu gebracht werden musste, ausserirdische Einflüsse zu gestehen, was *seit nun fast einem Jahr von den Erdstreitkräften zur Schau gestellt wurde*. Es ist eine absolut logische Erweiterung zu dem, was passiert ist. Als jemand, der sowohl in Psychologie als auch in Soziologie promoviert hat, und der seit Jahren ein Förderer von PEN International (einer multinationalen Gruppe die die Behaldlung von Autoren in anderen Ländern, wo sie politische Gefangene sind, überwacht) ist, hatte ich seit langer Zeit Interesse an diesen Dingen und war mit der Materie vertraut... und auch durch meine Europäischen Wurzeln mit Verwandten, die in Deutschland und Polen waren, als die Lager voll in Schwung waren, und später als die Russen die Leute unterdrückten. Ich habe eine ganze Menge persönlichem Hintergrund dazu.

   

  

  Übersetzung: CJ CB YF MW
  Letzte Änderung: 16. April 2000