Inhalt: Überblick - Hintergrund - Fragen - Analyse - Bemerkungen - JMS

Überblick

Ein alter Freund Sheridans wird von einer Katastrophe getroffen. Dr. Franklin verordnet widerspenstigen Patienten einen Ernährungsplan. Russ Tamblyn als Capt. Maynard. Miguel A. Nuñez, Jr. als Orwell.

Untergruppe      : Spannung
D5 Rating        : 5.71

Originaltitel    : A Distant Star [Ein Stern in der Ferne]
Produktionsnummer: 204
Erstausstrahlung : 23. November 1994 (USA)
                   21. Januar 1996 (D)

Drehbuch         : D.C. Fontana
Regie            : Jim Johnston

Achtet Auf

• Captain Maynards Schuhwerk.

Hintergrundinformationen

• Sheridans erster Kommandeur auf der Erd-Mars-Route war Jack Maynard, den Sheridan sehr verehrt. "Ich dachte, er wüßte alles." sagte Seridan. "Und er wußte alles."
• Die Erdallianz hat eine kleine Flotte von riesigen Schiffen der Explorerklasse, die bis in die Randgebiete fliegen, neue Systeme kartographieren und Sprungtore installieren. Später folgen spezielle Forschungsschiffe um datailliertere oder spezielle Untersuchungen dieser neu eröffneten Systeme durchzuführen.
• Diese Forschungsschiffe, die zu den begehrten Kommandos gehören, können auch Sprungtore reparieren.
• Navigation im Hyperraum beinhaltet das Verfolgen von Sprungtorleitstrahlen. Es scheint keine natürlichen Orientierungspunkte im Hyperraum zu geben, also muß ein Schiff seine eigenen Orientierungspunkte setzen oder sich an Signalen benachbarter Sprungtore orientieren, ansonsten geht es verloren. Bis zu dieser Episode wurde noch kein Schiff, das im Hyperraum verloren gegangen war, gerettet.
• Die Minbarigesellschaft ist auf strenge Kasten, und Gehorsam gegenüber Höhergestellten innerhalb der Kasten, gegründet. Delenn hat dieses System herausgefordert und die Minbari fangen an, zu reagieren.

Offene Fragen

• Gibt es Leben im Hyperraum? (Das ist keine neue Frage. Sie wurde schon in "Gefangen im Cybernetz" in einer Titelgeschichte von Universe Today behandelt.)
• Warum glaubt Delenn, sie sei mehr "eine von uns" als sie je gewesen war? Beruht das darauf, daß sie Minbari und Menschen als Einheit betrachtet und glaubt, ein Teil von beiden Hälften zu sein?
• Wie funktioniert der Hyperraum des B5-Universums?

Analyse

• Das Erscheinen seines Freundes und Mentors Jack Maynard stellt Sheridans neuen Aufgaben auf Babylon 5 plötzlich in Kontrast zu seiner Ausbildung und seinen Erfahrungen und weckt ein starkes Gefühl der Unzufriedenheit mit seiner Tätigkeit. "Ich wurde kaltgestellt." sagt er. Das kommt bestimmt irgendwann wieder hoch. Trotz seiner wiedergefundenen Energie zum Ende der Episode, bleibt das, was Captain Maynhard sagte immernoch wahr: Ein Gouverneur oder ein Diplomat zu sein ist nicht das, wofür Sheridan augebildet wurde, geschweige denn, daß er es sich gewüscht hätte. Wenn es ihn in einer Krise nach Taten dürstet, kann es ihn dazu verleiten, weniger gründlich nach friedlichen Lösungen zu suchen, als es zum Beispiel Sinclair getan hätte.
• Delenns Transformation ist für den Großteil der Minbari ein Mysterium, was darauf schließen läßt, daß es entweder noch nie passiert ist, oder so selten passiert, daß man noch nicht davon gehört hat. Dennoch schienen sie und zumindest einige vom Grauen Rat zu wissen, was sie tut. Der Rat bewahrt wahrscheinlich viele Geheimnisse, die nicht einfach nur religiöser oder geistiger Natur sind. Welche anderen Technologien besitzen sie, über die die minbarische Öffentlichkeit nichts weiß?
• Sprungtore dienen als Navigationspunkte im Hyperraum, indem sie ein dort über tausende von Kilometern ortbares dreidimensionales Peilsignal bilden. Im eintönigen und chaotischen Nichts des Hyperraums müssen sie sowohl einen absoluten als auch einen relativen Bezugspunkt liefern, ähnlich dem, was das VOR-Verfahren für Flugzeuge darstellt. Wenn das Funkfeuer auf Datenanfragen des Schiffes antworten kann, könnten Entfernungs- und Bewegungsinformationen an an- oder abfliegende Schiffe übertragen werden. Wie das genau funktioniert, wird nicht erklärt.
• Der Hyperraum ist ein gleichförmiges Gebilde, dennoch hat es Strömungen und Wirbel, ähnlich der Gravitation im Normalraum. Sheridan sagt: "Wir wissen, es gibt eine Drift im Hyperraum, die ein Schiff ins Gravitationsgefälle ziehen kann." Es gibt Gravitation im Hyperraum, auch wenn sie nicht unbedingt genauso funktioniert, wie im Realraum. Elektromagnetische Wellen pflanzen sich auch im Hyperraum fort, zertstreuen sich aber nach einer gewissen Entfernung auf zufällige Art und Weise. Die Funkfeuer der Sprungtore haben daher nur eine kurze Reichweite - eher wie Leuchttürme im Hyperraum - und Kommunikation mit einem Schiff im Hyperraum ist nur möglich, wenn es sich nahe an einem Sprungtor befindet.
• Was am Cortez-Unfall wie ein einziges Tohuwabohu aussieht, kann durch genaue Untersuchung der Umstände erklärt werden. Die zeitliche Abfolge des Unfalls scheint zu sein:
  1. Die Cortez fliegt ins Sprungtor.
  2. Die Cortez verläßt den Spungpunkt im Hyperraum und versucht einen Neustart ihrer primären Energiesysteme. Der Neustart des Fusionsreaktors schlägt fehl, das Energiesystem überlädt und erzeugt einen starken elektomagnetischen Impuls (und vermutlich einen ähnlich starken Strahlungsimpuls), was einige der Systeme an Bord der Cortez - einschließlich Hauptantrieb, Navigation und einige Computersysteme - ausfallen läßt. Die Cortez driftet ab.
  3. Viele Stunden später bekommt die Cortez die Hauptenergie zurück und einige Systeme laufen wieder. Nachdem er einen Schadensbericht bekommen hat, der besagt, daß die Navigaion für weitere 48 Stunden nicht funktionieren würde, setzt Captain Maynard einen Notruf ab, der (gerade noch so) von B5 empfangen wird. Zu diesem Zeitpunkt hat die Cortez Energie, aber ohne Referenzpunkte ist das beste was sie tun können, ihre Position gegen die Gravitationsströmungen zu halten.
  4. B5 empfängt den Notruf und Captain Sheridan entscheidet sich, einen Rettungsversuch zu starten. Die Cortez ist für Hyperraumverhältnisse noch in "küstennahen Gewässern" und trotz Ivanovas Zweifeln glaubt er, sie hätten eine Chance sie zu retten. Fünf Kampfschiffe starten in den Hypperaum und bilden im Abstand von 1000 km eine Kette entlang des örtlichen Gravitationssogs.
  5. Die Kampfschiffe beginnen mit einem Suchmuster mit Cdr. Galus (Staffelführer) und Lt. Keffer am Ende. Das bringt sie 4000 km weg von B5.
  6. Ein Schattenschiff tritt fast an Gaulus' Position in den Hyperraum ein, kollidiert mit seinem Schiff und zerstört es dabei. Es rammt auch Keffers Starfury, zerstört aber nur ein paar Systeme (Kommunikation, Navigation und Antrieb). Keffer fängt an (vermutlich auf Basis interner Referenzen) in Richtung Galus' letzter Position zu feuern. Die Cortez bemerkt das ungefähr zu gleichen Zeitpunkt, als in Keffers Schiff die Kommunikation wieder funktioniert. Statt zu riskieren, eine gute Peilung zurück zum Sprungtor zu zu verlieren, sagt Keffer Meyhard, er solle die Cortez direkt zum Sprungtor fliegen und ihn in seinem manövrierunfähigen Starfury zurücklassen. Er kann seine Position nicht halten, wird abdriften und eventuell jedliche Peilung zurück nach Babylon 5 verlieren.
  7. Ungefähr 24 Stunden später (schätzungsweise - es scheint die nächste Nacht zu sein, Schichtende auf der Kommandobrücke, so cirka um Mitternacht) geht Keffer der Sauerstoff aus - aber seine Starfury hatte Erfolg damit, die Antriebsdüsen wieder funktionstüchtig zu machen. Kurz danach entdeckt Keffer ein weiteres Schattenschiff und benutzt das als Referenzpunkt nach dem er zurück zum Sprungtor navigiert und nach Babylon 5 zurückkehrt.
• Das könnte keine ganz so große Krise gewesen sein, wie es den Anschein hatte. Die Cortez müßte, wenn man ihre Aufgaben in den Randgebieten in Betracht zieht, ihren eigenen Sprungtorgenerator dabeihaben. Das Problem war der Ausfall der Hauptenergie. Da schon erklärt wurde, daß das Öffnen eines Sprungtores riesige Mengen Energie benötigt, muß die Größe des Fusionsreaktors der Cortez von der Energiemenge bestimmt sein, die nötig ist, ein Sprungtor zu erzeugen. Ohne komplette Hauptenergieversorgung, konnte sie das nicht. Bei der Größe des Schiffes und der nötigen Unabhängigkeit bei ihren Aufgaben, ist es möglich, daß die Cortez die Hauptenergie selbst reparieren und ein eigenes Sprungtor hätte öffnen können. Diese Möglichkeit erklärt, warum Captain Maynard nicht sofort nach dem Unfall einen Notruf gesendet hat - er hatte angenommen, daß sie die Cortez da selber herausholen können. Erst nachdem er den genauen Schadensbericht bekommen hatte, der die schleppende Reperatur der Hauptenergieversorung und die lange Ausfallzeit der Navigation angab, entschied er sich, Hilfe zu rufen.
• Diese Episode gibt außerdem weitere, wenn auch keine genauen, Einblicke in die technologischen Fähigkeiten der Schatten. Sie nutzen den gleichen Hyperraum wie die anderen großen Rassen. (Im Gegensatz zum Beispiel zu den Außerirdischen von Sigma 957 in "Die Macht des Geistes", die etwas anderes zu nutzen scheinen.)
• Obwohl die Schatten wahrscheinlich die Starfuries und die Cortez bemerkt haben und wußten, sie können selbst gesehen werden, haben sie keine Aktionen gegen die Schiffe der Menschen unternommen. Das steht irgendwie im Gegensatz zu ihrem offensichtlichen Wunsch, unentdeckt zu bleiben. Verschiedene Erklärungen sind denkbar: vielleicht hatte es das Schattenschiff eilig, vielleicht funktionieren seine Waffen im Hyperraum nicht oder, die interessanteste: vielleicht hat es bemerkt, daß die Schiffe von der Erde kamen und deswegen nichts unternommen.

Bemerkungen

• Captain Maynard hat in der Vergangenheit schonmal ein Schattenschiff gesehen, es aber nicht als solches erkannt. Und jetzt hat auch Keffer eins gesehen.

• Garibaldis Spezialgericht:

  Bagna Cauda (aus Jeff Smiths "Der sparsame Gourmet")

  1/2 Tasse Olivenöl
  1/4 Pfund Butter (1 Stück) - keine Margarine!
  5 fein gehackte Knoblauchzehen
  6 zerstampfte Anchovisfilets
  Schwarzer Pfeffer

  Öl und Butter im oberen Teil eines Doppelkochtopfes erhitzen. Den Knoblauch in einer kleinen Pfanne in etwas von diesem Öl kochen, bis er weich wird. Die Anchovis hinzugeben und ungefähr 5 Minuten kochen, bis der Fisch zu einer Paste wird. Diese Paste mit dem heißen Öl und der Butter mischen. In eine Warmhalteschüssel oder einen Fonduetopf geben und auf dem Tisch warmhalten (es gerinnt beim abkühlen). [Anm.d.Ü: Und den schwarzen Pfeffer gibt's zum Nachtisch!]

• Der ägypische Segen: "Möge Gott sein zwischen Dir und dem Leid, an allen verlassenen Orten, die Du erreichen wirst." Dieser Segen wurde vom Creative Consultant Harlan Ellison in seiner Kurzgeschichte "Paladin der verlorenen Stunde" zitiert.

• Delenns Rede über das "Universum" gleicht ebenso einem Abschnitt in Carl Sagans Cosmos, als auch einem Aufzug aus dem Stück The Effect of Gamma Rays on Man-in-the-Moon Marigolds.

• (nicht geprüft) Als die Cortez aus dem Sprungtor kommt, kann die Nummer auf der Hülle gelesen werden: "14286". Als Sheridan später die Abfluggenehmigung erteilt, wird "C199" angegeben.

JMS spricht

• Zur Ablage unter "Soviel wie nötig - so wenig wie möglich.": als wir den Unfall im Hyperraum in unseren Produktionstreffen diskutierten, fragte Jim - unser Regisseur - ob er Explosionen, Funkenregen und Feuer haben könnte... Ich sagte, ich *will* keine Flammenmeere, nur ein paar kleine Funken, von mir aus, etwas Rauch von durchgebrannten Bauteilen, von mir aus... und an dem Tag, als ich im anderen Gebäude war und das Abmischen des Audiotracks überwachte... nun ratet mal, was er in meiner Abwesenheit gemacht hat? Jawoll.

• Innerhalb des letzen Jahres kamen so viele Fragen über den Hyperraum auf, daß wir uns gedacht haben, dem müsse Beachtung geschenkt werden. Seid versichert, wir bleiben so frei von Technobabble wie immer, trotz der uneingeschränken und unerschütterlichen Überzeugung meiner besseren Hälfte, daß alles im tiefsten Inneren ein mathematisches Problem ist.

• Um in den Hyperraum hinein und wieder heraus zu kommen, muß man wissen, wo man ist und wo man hin will, ansonsten kann man sich noch *mehr* verirren, hunderte Lichtjahre von zu Hause weg rauskommen. Man springt rein und ist dann noch weiter weg.

• Einmal im Hyperraum, kann man am Navigationsstrahl zwischen den Signalfeuern entlangfliegen (ziemlich dünne Strahlen, um durch die Interferenzen zu kommen, wie in "Rettet die Cortez!" erwähnt), und durch Berechnungen der Entfernungen zwischen den Signalen, weiß man, wo man rauskommen muß.

  Das ist meine Geschichte und da halte ich mich dran.

• Und die Cortez wäre vielleicht in der Lage gewesen, einige Sterne zu lokalisieren, aber jede Positionsbestimmung wäre nur auf ein paar Lichtjahre genau gewesen, nicht annähernd genau genug für ihren Zweck. Sie wären immernoch verloren.

• Sollte ein Schiff nach Cortez benannt werden, wenn man bedenkt, welchen Einflüß seine Ankunft auf die Ureinwohner Amerikas hatte?
  Wenn Cortez NICHT in Nordmexico gelandet wäre, glaubst Du es wäre bis heute nicht entdeckt worden?

  Fakt 1: Jemand mußte zwangsläfig Amerika entdecken.

  Fakt 2: Jede ausreichend weiter entwickelte Zivilisation oder Kultur wird unweigerlich versuchen, eine nicht so weit entwickelte Zivilisation oder Kultur zu unterdrücken, damit diese nicht mit gleichen Mitteln zurückschlagen kann.

  Den Entdeckern Schuld an der Entwicklung zu geben, kam mir schon immer wirklich albern vor. Glauben die Leute *wirklich*, daß, wenn Columbus nicht hier gelandet wäre, es 1994 geworden währe und wir immernoch nicht wüßten, daß die Erde rund wäre und dieser Kontinent hier existiert? Es ist egal, wer was entdeckt, es hätte zum gleichen Resultat geführt. Irgendjemand mußte es früher oder später entdecken.

• Rotierte die Cortez um Gravitation zu erzeugen?
  Ja, sie rotiert um Gravitation zu erzeugen, wie man ziemlich am Anfang der Episode sehen kann.

• (Er räuspert sich und spricht mit seiner Ausführender-Produzent-Stimme:) "Ich *mag* die Titelsequenz."

  Nun... zu etwas anderem.

  Wir haben heute die Erzählung und die Musik des Titels neu gemischt und es ist VIEL besser geworden. Ich habe die Platzierung einiger Zeilen leicht geändert und Bruce' Vortrag ist sehr gut. Es liegt viel Bedeutung drin. Wartet auf den Beginn der Episode 4, wo es das erste Mal vorkommt.

• Genaugenommen haben wir die Erzählung mit Bruce gestern nochmal aufgenommen und es ist *VIEL* besser geworden. Wir schaffen es, sie ab Episode 4 einzubauen.

  Nebenbei: wo wir schon mal dabei waren, packten wir die Gelegenheit beim Schopf und nahmen die Einstellung mit der Vorderansicht in der Titelsequenz noch einmal auf. Sie war gut, aber es hätte noch besser sein können. Sie kommt ungefähr zusammen mit dem neuen Voiceover.

Übersetzung: CW
Letzte Änderung: 16. April 2000
Original: 30. Januar 1998