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Inhalt: Allgemein - Drehbuch - Schnitt - Reihenfolge


Allgemeine Produktionsinformationen

Babylon 5 im Widescreenformat (16:9) gefilmt, damit die Serie nach dem Erscheinen von HDTV als Vollbildvideo neu abgemischt werden kann. Der Extraplatz im Bild ist nur ein Bonus, die Regisseure entwerfen die Szenen so, daß sie komplett in das normale 4:3 Format der heutigen Fernseher passen, während sie gleichzeitig darauf achten, daß die Ränder der Bilder später eingefügt werden können.

Den Widescreen Film kann man in der Titelsequenz sehen, die mit schwarzen Balken gezeigt wird.

Der Ton wird in Full-Surround-Sound Format aufgenommen. Hintergrunddialoge (das typische "Rabarberrabarber") wurde während den ersten beiden Staffeln von Larry DiTillio geschrieben.

Alien Makeup und ähnliches wird von der Firma Optic Nerve Studios (Everett Burrell and John Vulich) erstellt.

Babylon 5 steht pro Episode ein Budged von ungefähr US$ 800.000.- zu, ziemlich wenig für eine Science Fiction Serie. Zum Vergleich: "Star Trek: Deep Space Nine" hat pro Episode rund US$ $1,6 Millionen zur Verfügung und Gerüchte besagen, Fox's "Space: Above and Beyond" läge bei cirka US$ 2 Millionen.

Der Lebenslauf eines Drehbuches

vom Erfinder der Serie, J. Michael Straczynski, 22. September 1995

Im allgemeinen machen wir nur wenige Revisionen. Hin und wieder bekommt man mal was, das vier Farben (die Entwürfe sind farbkodiert) durchläuft, aber das ist selten. Und so ziemlich *alle* Entwurfsänderungen nach dem ersten werden nur gemacht, um Änderungen am Set einzubauen oder Produktionsbedingungen zu erfüllen, nicht an der Geschichte selbst, den Dialogen oder anderen kreativen Aspekten. In dieser Staffel [2] habe ich in allen, außer in einem einzigen, Fall den ersten Entwurf geschrieben, ihn für den zweiten/entgültigen Entwurf etwas bereinigt und so gehen sie in Produktion. Wir passen es an die Sets an ("Können wir den Konferenzraum hierher verlegen, statt in Sheridans Büro, damit wir alles auf einer Bühne drehen können, statt mitten am Tag die Kameras von Bühne zu Bühne zu schleppen?") und es wird so gefilmt, wie es geschrieben wurde.

Oft wird [...] behauptet, daß Unmengen von Personen was beim Schreiben eines Drehbuches zu sagen haben. Dem ist nicht so. Ich schreibe alleine. Niemand bekommt etwas zu sehen, bevor der erste Entwurf raus ist. Dann zeige ich es WB (die schon seit der vierten Episode der zweiten Staffel keine Anmerkungen mehr geschrieben haben), John Copeland, dem Produzenten (der nach Problemen Auschau hält, die ihm in der Produktion Kopfschmerzen bereiten könnten, zu vielen Sonderwünschen oder Sets und andere eher physikalische Elemente), meinem Partner, Doug Netter (der aus Tradition keine Bemerkungen zum kreativen Teil macht) und wenn nötig Ron von Foundation, Optic Nerve und dem Regisseur. Ein paar Schauspieler schauen gerne in die ersten Entwürfe, mehr aus Neugier was denn kommen mag, geben aber keine Kommentare ab.

Wenn ich erstmal alle Probleme mit der Produktion im Griff habe, glätte ich den Entwurf etwas, gleiche ihn an Produktionsbedingungen und EFX an, ergänze Elemente und mache noch ein paar letzte Revidierungen am Scrips (Dialoge, Struktur, was auch immer) und dann wird es als bindendes Drehbuch an jeden Schauspieler und Mitarbeiter ausgegeben. Dann fangen die einzelnen Abteilungen mit ihrer Arbeit das Script umzusetzen. Wir halten Meetings ab, um sicherzugehen, daß alle das gleiche meinen. Ich treffe mich mit dem Regisseur und bespreche es auch nochmal mit ihm. Produktionsorientierte Last Minute Änderungen werden eingtearbeitet ("Haben wir hier einen Ranger mit dabei? Brauchen wir 12 Narn oder tun's auch 8?")

Und dann kommt das Ganze auf die Bühne und wir drehen es. So wie es geschrieben steht. Wenn ein Schauspieler mit einem bestimmten Wort Probleme hat, kann es nach Rücksprache mit mir, ob es nicht aus einem bestimmten Grund (Hinweis, Voraussage, was auch immer) benutzt werden soll, geändert werden.

Die Drehbücher sind sehr detailliert bezüglich Aufbau, Kamerawinkel, Zeitlupeneinstellungen wenn nötig, Angaben zur Beleuchtung ... such Dir was aus.

An manchen Drehbüchern bastle ich eine Menge herum, bevor dieser erste Entwurf herausgegeben wird, andere kommen so aus dem Drucker, wie ich sie zu Anfang geschrieben hatte. Manchmal sind die wichtigsten die, die die wenigsten Revision brauchen, weil ich sie am klaresten vor mir sehe. Und oft sind es die eher trivialen Episoden, and denen lange gefeilt wird.


Genaugenommen verläßt ein Drehbuch nie meinen Kopf. Wenn erstmal der entgültige Entwurf geschrieben ist, wird es an alle Abteilungen ausgegeben. Diese zerlegen es dann in ihre jeweiligen Aufgabenbereiche, wie Bühnenbild, Ausstattung, Licht, EFX, Musik, Geräusche und so weiter. Wir beraten in Meetings über visuelle Effekte, künstlerische Belange und anderes, um sicher zu gehen, daß jeder verstanden hat, was erwartet wird. Von jedem neue Design für Gegenstände, Kostüme, EFX, Schiffe und andere episodenspezifische Elemente werden Entwürfe mit mir abgestimmt.

Die Drehbuch-Abteilung teilt das Script dann in Drehplan und Szenenreihenfolge auf und arrangiert den Produktionsplan, der Auskunft gibt, an welchem Tag welche Szenen gedreht werden. (Das entscheidet sich je nachdem, welcher Set benutzt wird. Man dreht nicht in zeitlicher Reihenfolge ... man dreht an einem Tag alle Szenen in C&C, dann geht's rüber zu Zocalo für alle Szenen, die dort spielen usw.)

In verschiedenen Sitzungen arbeiten der Regisseur und ich das Drehbuch Seite für Seite durch. Jetzt schlägt der Regisseur noch einige Änderungen bei den Drehorten vor, obwohl das meist wesentlich früher geschieht. Ich passe auf, daß wir beide wirklich verstanden haben, worum es sich bei den einzelnen Szenen dreht, inhaltlich und bezüglich der Aussage. Dann findet ein Produktionsmeeting aller Abteilungen statt, wo wir alles noch ein letztes Mal durcharbeiten und ausarbeiten, was bei jeder einzelnen Szene benötigt wird.

Der Regisseur bringt das Drehbuch dann auf die Bühne und es wird gedreht, wie es geschrieben wurde. Das Tagesergebnis wird täglich in die Nachbearbeitung gegeben, wo der Editor eine Vorversion der Episode zusammenstellt. Wenn die Episode zu lang wird, haben wir die Möglichkeit, die Szenen etwas zu trimmen und hier und da etwas einzukürzen ... oder zu verlängern, wenn die Episode zu kurz würde.

Nach sieben Drehtagen ist ein Rohentwurf fertig und der Editor gibt dem Regisseur, was er zusammengestellt hat. Dann nimmt sich der Regisseur drei bis vier Tage Zeit, seine Version zusammenzustellen. Danach bekomme ich diesen "Director's Cut" und erstelle mit John Copeland zusammen den "Producer's Cut", wobei wir machmal jedes einzelne Bild überarbeiten, machmal weniger. Das hängt von vielen Faktoren ab. Diese Arbeit wird an Computern, den Avid, gemacht.

Diese letzte Version wird dann benutzt, um den eigentlichen Film zu erstellen (Wir nehmen die Avid-Disk und bringen sie rüber zu einem Supercomputer, der übr Nacht den Film zusammenstellt). Mit dieser Kopie setzte ich mich dann mit dem Komponisten und den Leuten vom Sound zusammen. Wir sehen ihn uns an und notieren, wo Geräsche und Musik hin müssen und welche Vorstellungen ich davon habe. "Beginnend mit 03:13:18 (drei Minuten, 13 Sekunden, 18 Frames) bis 04:14:22. Ich hätte gerne was weiches, hauptsächlich Geigen, nur unterstreichend. Etwas, das sich nicht in den Vordergrund drängt ... mit einer Stimmungsänderung Richtung Action bei 04:05:13 und da wir eine Menge Kämpfe haben werden, müssen wir uns was für die Schlachtszenen aufheben.

Dann machen der Komponist und die Leute von den EFX ihre Arbeit und ein paar Wochen später mischen wir den Ton. (Während dieser Zeit haben Ron und seine Leute die letzten CGI ausgeliefert.) Beim Abmischen werden alle endgültigen Elemente eingefügt, inclusive Last-Minute Änderungen oder Dubbing. Wenn das getan ist, wird die Episode ungefähr fünf Tage später an PTEN ausgeliefert.

Gesamtzeit um eine Episode fertigzustellen (nach dem letzten Drehtag): 52 Tage.


Ich tue folgendes: I nehme ein Blatt A4-Papier [Anm. d. Übersetzers: "legal-sized" hat keine Entsprechung bei den deutschen Papiermaßen. Die genauen Abmessungen sind 215,9 x 355,6 mm] und teile es in sechs Quadranten, alle auf der gleichen Seite. Diese stehen für Teaser, vier Akte und Schluß. Ich verteile die Geschichte an die entsprechenden Plätze, wo ich denke, daß sie vom Ablauf her passen. Die bedeutendensten Szenen kommen immer genau vor die Werbepausen. Auf diese Art und Weise kann ich den Fluß der Geschichte auf einen Blick sehen, was wichtig ist, um ein Gefühl für die Episode zu bekommen. Wenn ein Akt zu überladen wird, lagere ich Teile davon in andere Akte aus.


Der Drehplan für "Schatten am Horizont" den Du in Deinem Buch "Scriptwriting" veröffentlicht hast, unterscheidet dich von dem, was ausgestrahlt wurde. Änderst Du oft Zeilen oder Szenen während die Episode gedreht wird?

Nein, nie. In erster Linie ist es *ziemlich* unfair gegenüber den Schauspielern. Sie müssen seitenlange Dialoge auswendig lernen und sie auf der Bühne mit neuem Text zu konfrontieren, wo sie keine Chance haben, das Material erstmal zu verdauen und sich über Inhalt und Form klar zu werden, heißt immer, daß die Vorstellung nicht so gut wird, wie sie seien könnte, unabhängig von der Qualität des Materials.

Improvisationen sind ebenfalls *nicht* erlaubt. Wenn der Schauspieler auch nur ein Wort geändert haben will, muß der Regieassistent erstmal bei mir erscheinen und ein Okay dafür einholen.

Wo man Revisionen macht, sind die Schritte, bevor der Schauspieler die Bühne betritt. Ein erster Entwurf wird veröffentlicht und an alle Abteilungsleiter verteilt. Zwischen dem ersten und dem letzten Entwurf (wir machen in aller Regel zwei), hat man ungefähr eine Woche Zeit, all die Änderungen einzuarbeiten, die man für nötig hält. Wenn man bedenkt, daß ich meinen ersten Entwurf erst dann rausgebe, wenn ich damit vollkommen zufrieden bin, bleibt kaum was zum ändern, meistens kleine Dialogelemente und produktionsbedingte Änderungen.

Die Schnitte, die ihr entdeckt habt, wurden in der Nachproduktionsphase gemacht, als die Episode aus Zeitgründen geschnitten wurde. Wir haben Textzeilen und kleinere Stücke rausgenommen, um in den Zeitplan zu passen.

Schneidearbeiten

vom Erfinder der Serie, J. Michael Straczynski, 22. October 1995

Der Film wird auf der Bühne gedreht und dann auf Video überspielt, das auf dem Avid-Computer digitalisiert und editiert wird und jede Einstellung von jeder Szene enthält. Eine Szene wird aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen: Totale, Aufnahmen mit drei oder zwei Personen, Einzelaufnahmen, Raking Twos, Nahaufnahmen, Mitteleinstellungen, Detailaufnahmen und machmal Luftaufnahmen (wie auch CGI und zusammengestezte Bilder).

John Copeland und ich fangen dann an, die Version, die der Regisseur eingereicht hat, zum "Producer's Cut" umzuarbeiten. Wir setzen uns mit dem Editor hin und gehen das Material Szene für Szene durch. Üblicherweise sieht das so aus: man beginnt mit einer Totalen, damit wir wissen, wo wir uns befinden, wo sich jederman aufhält und in welcher Beziehung die einzelnen stehen. Schritt für Schritt geht man näher ran, zu den Dreier- und Zweieraufnahmen bis hin zu Einzel- und Nahaufnahmen um die Dramaturgie zu unterstützen. Hin und wieder öffnet man den Blickwinkel etwas, wenn sich jemand bewegt und um dem Eindruck von Klaustrophobie entgegen zu wirken.

Wenn man dichter heran geht, hat man diese über-die-Schulter-Einstellungen, was heißt, daß man über die Schulter eines Schauspielers hinweg einen anderen filmt. Dann wird das gleiche nochmal von der anderen Seite gedreht, sodaß man Aufnahmen von beiden Gesprächspartner bekommt. Diese Einstellungen werden aus Beleuchtungsgründen einzeln gedreht; man leuchtet eine Seite des Raumes für den Blick von links nach rechts aus und stellt dann sowohl die Kamera als auch das Licht für die Aufnahmen, wo man von links nach rechts schaut, auf die andere Seite (oder andere Ansichten, wo man z.B. Susan beleuchtet, wenn sie Talia ansieht und dann Talia, wenn sie Susan ansieht). Die Schauspieler müssen dann die Szene nocheinmal spielen.

Der Schauspieler muß ganz genau aufpassen, daß er jede Bewegung exakt wiederholt; wenn er bei dem Wort "Kleinigkeit" ein Teetasse anhebt, muß er ganz genau darauf achten, daß er jedes Mal extakt beim gleichen Wort die Tasse anhebt, bei jedem Durchgang auf die gleiche Weise, mit der gleichen Hand. Wenn einem Schauspieler dabei ein Fehler unterläuft (und soetwas passiert manchmal), hat man ein Problem, die Übereinstimmung mit der anderen Aufnahme zu finden. In der Aufnahme von Susan über Talias Schulter hinweg hob der Schauspieler (allgemeiner Ausdruck, der Frauen einschließt) eine Hand, in der Aufnahme von Talia über Susans Schulter hinweg *nicht*. Wenn man diese beiden Aufnahmen nun zusammenschneiden will, hat man ein Problem. Machmal kann man das umgehen, indem man einfach auf einer Seite bleibt, aber dann verpaßt man die mimische Reaktion auf das Gesagte beim zweiten Schauspieler. Speziell in dieser Szene *brauchten* wir beide Seiten.

Produktionsreihenfolge und Ausstrahlungsreihenfolge

Die Produktion beginnt ausreichend früh, um die Ausstrahlungsreihenfolge an die Bedürfnisse von Produzenten und Sender anzupassen und genügend Zeit für Nachbereitung und Kostenreduzierung zu haben. Zum Besipiel wurde das Finale der ersten Staffel am 12. gefilmt, aber erst am 22. ausgestrahlt.

Bei Babylon 5 hat man, da sie vorausgeplant ist, in dieser Hinsicht viel mehr Möglichkeiten als bei anderen Serien. JMS weiß am Anfang der Staffel bereits, daß in den Episoden 5 und 15 ein bestimmtes Bühnenbild benötigt wird. Man kann diese beiden hintereinanderlegen und in einem Ritt drehen, um Platz und Zeit zu sparen.

Diese Herangehensweise ist nicht ohne Gefahren. Verschiedene ausländische Sender haben die von Warner Bros. vorgegebene Ausstrahlungsreihenfolge ignoriert und wahrscheinlich tausende Zuschauer mit einem zerstückelten Handlungsfaden irritiert!

Solch unglückliches Timing tritt nach der ersten Staffel jedoch aus verschiedenen Gründen seltener auf. Die erste Staffel startete sehr spät und gab der Produktion einen größeren Vorsprung als in den folgenden Staffeln. Viele statische Bühnenbilder wurden schon in der ersten Season fertiggestellt und machten so verschiedene Umstellungen überflüssig. Außerdem hat man versucht, eben diese Irritation der ausländischen Zuschauer zu vermeiden.

 

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Übersetzung: CW
Letze Änderung: 13. September 1998