Inhalt: Überblick - Hintergrund - Fragen - Analyse - Bemerkungen - JMS

Überblick

Ein Archäologe schmuggelt antike Artefakte auf die Station und setzt dabei eine lebende Waffe frei.
David McCallum als Dr. Vance Hendricks und Marshall Teague als Nelson Drake.

D5 Rating        : 4,00

Originaltitel    : Infection [Infektion]
Produktionsnummer: 101
Erstausstrahlung : 18. Februar 1994 (USA)
                   27. August 1995 (D)

Drehbuch         : J. Michael Straczynski
Regie            : Mike Vejar

Hintergrundinformationen

• Ikarra 7, jetzt eine tote Welt, war vor tausend Jahren die Heimat einer hochentwickelten raumfahrenden Gesellschaft.
  Ihre Technologie war organisch: Werkzeuge und Geräte sind, trozdem sie aus lebendem Gewebe gemacht wurden, immun gegen Verfall. Über ein Dutzend Mal überfallen bauten sie schliesslich 12 alles zerstörende organische Krieger, die sie beschützen sollen. Darauf programmiert, alles mit Ausnahme "reinblütiger Ikarraner" zu zerstören, schlugen diese Krieger die letzte Invasion zurück und töteten danach jeden Ikarraner, der von diesem Ideal abwich (d.h. letztendlich alle Ikarraner).
  Eine Aufzeichnung des Dialoges in welcher dieses Vorgehen diskutiert wurde, ist verfügbar.
• Organische Technologie ist laut dem Archäologen Vance Hendricks "Etwas, das die Menschen bisher noch nicht erreicht haben. Lebendige, organische Raumschiffe zu schaffen, die sich im Vakuum des Weltalls wohlfühlen. Waffen, die die Energie, die sie brauchen, selbst produzieren, etwas, das bei uns nur einige Tierarten schaffen, zum Beispiel die Glühwürmchen."
• Die Vorlonen besitzen organische Technologie und es kann angenommen werden, daß die Minbari diese auch besitzen.
• Sinclair: "Bei meinem letzten Interview sagte sie mir, ich solle ganz locker sein und einfach sagen, was ich denke - 10 Minuten später wurde ich auf einen Posten versetzt, der außerhalb unseres Sternensystems lag, man hätte ihn höchstens mit einem Pendel wiederfinden können."
  Es ist nicht ganz klar, ob dies ein Witz war oder nicht.
  Garibaldi (zu der Reporterin): "... und dann noch einmal 50 Meilen Fußmarsch und wir hatten's geschafft. Als Sinclair das Kommando auf Babylon 5 erhielt, fragte er mich, ob ich Sicherheitschef werden wollte. Ich habe Ja gesagt - und wir beide haben eine tolle Zeit..."
• Garibaldi wurde bei 5 verschiedenen Jobs aus "nicht näher genannten persönlichen Problemen" gefeuert. Sein Job auf Babylon 5 ist vermutlich seine letzte Chance bei der Erdstreitkräften.
  
• Garibaldi war während des Erde-Minbari Krieges bei den Erdstreitkräften aber nicht bei der Letzten Schlacht.

Offene Fragen

• Wer griff Ikarra so oft an ? Was gab es dort so wertvolles ?
• Warum neigt Sinclair so zu Heldentum (sprich: selbstmörderischer Tapferkeit) ? Er setzte sein Leben bisher drei Mal im letzten Jahr absichtlich aufs Spiel (siehe " Spacecenter Babylon 5", "Der Seelenjäger"). Garibaldi deutet eine mögliche Antwort an: Als der Krieg endete wurde ihm das Ziel, das ihm der Krieg für sein Leben gegeben hatte, wie so vielen anderen Kriegsveteranen, genommen. Und so "sucht er jetzt nach etwas, für das es sich zu sterben lohnt da dies viel einfacher ist als nach etwas zu suchen, für das es sich zu leben lohnt." Sinclair ist nicht ganz zufrieden mit dieser Antwort und beschliesst, mehr darüber nachzudenken.

Analyse

• Ein Ausrüster für "Biowaffen" unterstützte Hendricks ursprüngliche Expedition nach Ikarra - sie mußten also vorab schon Informationen über das gehabt haben, was dort zu finden war.
• Ivanova hat nur wenig Vertrauen in die Moral der großen Regierungsorganisationen (siehe "Die Macht des Geistes", " Die Todesbringerin")
• Franklin schien ernsthaft über das Angebot des großem Reichtums nachzudenken, das ihm Hendricks machte, bevor ihn die Wachen entfernten.
• Das Verteidigungsministerium, Abteilung Biowaffen, konfiszierte die ikarranischen Artifakte direkt nach dem der Kampf zuende war. Die Erde hat nun organische Technologie für eigene Studienzwecke.

Bemerkungen

• Garibaldi: "Mr. Sinclair ist ein alter Praktiker, er nutzt jede Gelegenheit, um fliegen zu können - das ist der Grund."

• Die Handlung der Episode spielt um den 2. Jahrestag der Inbetriebnahme von Babylon 5.

• In einer Umfrage der "Interstellar Network News" sagten 75%, daß es Babylon 5 nicht mal 5 Minuten machen wird. Lloyd's of London legte die Chancen auf 500 zu 1 gegen eine längere Laufzeit als 1 Jahr fest.

• Die "Narn-Centauri Verhandlungen" werden in nächster Zeit stattfinden.

• Sinclair: "Ich habe anscheinend eine Natter an meinem Busen genährt." (Seine Antwort auf Garibaldis Witz, er nähme an, daß Sinclairs Interview ihn von der Station transportiert und ihn selbst in seine Position befördert.) Das ist ein Zitat von Shakespeare (King Lear).

• Dr. Hendricks sagte zu Franklin, "Stephen, draußen vor der Tür steht ein Kampfroboter vom Mars. Er möchte sich mit Ihnen über Schnupfen unterhalten." Das ist eine Referenz an H.G. Wells´ "Der Krieg der Welten", in der die Invasoren vom Mars von gewöhnlichen Mikroben getötet werden.

• Sinclair: "Wenn Du von dem Gedanken an den Feind besessen bist, wirst Du zum Feind."

• Zum Schluß bittet der Ikarraner den "Großen Schöpfer" um Vergebung.

• Franklin: "Vielleicht war der Vorfall auf der Station eine Warnung vor diesen Entwicklungen" (re: Pro Erde Gruppen)

• Das Interview:
  Reporterin:
  "Commander, nach all dem, was in den letzten Tagen hier vorgefallen ist, komme ich jetzt zu einer Frage, die sich die Menschen auf der Erde immer wieder stellen, wenn es um die Raumfahrt geht. Ist sie sinnvoll? Sollten wir uns nicht zurückziehen, das Universum einfach vergessen und uns nur noch um unsere eigenen Dinge kümmern?"
  Sinclair:
  "Nein. Wir müssen die Station erhalten und dafür gibt es einen einfachen Grund. Reden Sie mit 10 Wissenschaftlern über Umweltverschmutzung, über Bevölkerungsexplosion oder Gentechnik - und Sie hören 10 verschiedene Meinungen. Aber es gibt einen Punkt, über den sich alle Wissenschaftler einig sind:

  Ob es nun in hundert Jahren oder zehntausend Jahren oder einer Million Jahren soweit ist, irgendwann wird unsere Sonne erkaltenund erlöschen. Und wenn das passiert, endet nicht nur unsere Existenz, sondern es verschwinden auch die Gedanken - eines Lao-tse, eines Einstein, eines Morobutu, eines Platon und Aristophanes - alles wird zerstört.
  Die großen, genialen Ideen waren ganz umsonst. Es sei denn, wir streben weiter zu den Sternen."

• Ikarra ist wohl ein Begriff aus der Sprache der australischen Ureinwohner.
  Die australische DSTO (Defence Sciences and Technology Organisation, Organisation der Verteidigungsforschung und -technologie) entwickelte in den 50er Jahren eine Anti-U-Boot-Waffe namens "Ikara". Die australische Marine benutzt diese nicht mehr, sie wurde von ihr das letzte Mal 1990 abgefeuert. Die brasilianische Marine benutzt wahrscheinlich noch immer eine Variante der Waffe.

  Nachdem es bei der DSTO Tradition ist, ihre Produkte nach kriegerischen Tieren australischer Herkunft zu benennen, daß sich der Ausdruck von einem Tier herleitet.

• Ein kleiner optischer Ausrutscher: Als die Biowaffe sich selbst zerstört und zu Boden fällt, sieht der Kopf nach links (von der Kamera weg) aber als Sinclair beobachtet, wie er wieder zum Menschen wird, blickt Nelsons Kopf nach rechts (zur Kamera hin)

JMS spricht

• Wir werden uns definitiv mit den Aspekten auseinandersetzen, wie der Kampf in einem Krieg jemanden verändern kann. Und das ist nicht nur ein vages Versprechen: Seht euch eine Szene am Ende der (momentan) dritten Episode, "Ein unheimlicher Fund" an. Es gibt dort eine Szene mit Sinclair und Garibaldi in der dieses Thema sehr direkt angesprochen wird. Es ist eine Unterhaltung, die man in einer Serie wie dieser nicht unbedingt erwarten würde.

• [Ein unheimlicher Fund] bietet eine Menge Action, welche man auch erwartet, ebenso wie eine Auflösung, die man auch erwarten kann. Was man aber, so glaube ich, *nicht* erwartet, ist, was danach passiert. Eine Unterhaltung, die man gewöhnlich nicht im Fernsehen findet, nachdem die Action vorbei ist. Und es ist etwas, an dem man zu beißen haben wird, glaube ich ...

• Danke. Sinclair's letzte Aussagen beschreiben die einfachste Wahrheit über die Erkundung des Weltraums, die ich mir vorstellen kann...und auch die überzeugendste...und zugleich die, die am häufigsten übersehen wird. Wie einst Henry Kissinger sagte: "Ein zusätzlicher Pluspunkt ist, daß es wahr ist."

• Tut mir leid, niemand ist kritischer mit meiner Arbeit als ich selbst. Und bezüglich "Ein unheimlicher Fund" würde ich es bevorzugen, wenn die Folge über Nacht irgendwie verschwinden würde. So geht es mir bei zwei der 22 Folgen, was dann wohl nicht allzu schlecht ist, denke ich.

• "Ein unheimlicher Fund" ist sicherlich nicht für die gesamte Staffel bezeichnend; es ist meiner Meinung nach einer unserer schwächeren, möglicherweise die schwächste Folge.

• Und wie ich schon sagte...auch ich habe Probleme mit "Ein unheimlicher Fund", daher werde ich mich nicht dagegen zur Wehr setzen. Ich glaube, es liegt zum einen daran, daß ich weiß, was im Drehbuch stand, was deutlicher hätte gezeigt werden sollen, nicht gezeigt wurde und zum anderen war es mein Fehler. Ich versuchte, Nelson/die Maschine als Metapher zu benutzen. Es sollte nicht um Nelson/die Maschine gehen, sondern um jene Leute, die so etwas erschaffen würden und die Personen, die so etwas verkaufen würden. Ebenso wie um die Leute, die so etwas konfiszieren würden, selbst wenn sie WISSEN, um was es sich handelt (und natürlich um jene, die so etwas *benutzen* würden). Unglücklicherweise ist es so, daß man von dem Augenblick an verdammt ist, an dem man jemanden in einen solchen Anzug steckt und *dies* dann zur Geschichte wird. An einigen Stellen war es zu offensichtlich eine Metapher und man sieht zu deutlich die Handschrift des Autors. Es war das erste Drehbuch nach der langen Pause nach dem Pilotfilm, daß für diese Staffel geschrieben wurde und ich glaube, ich versuchte, die Eigenschaften der Charaktere zu erkunden und in die Serie hineinzukommen, was aber ein oder zwei Drehbücher benötigte.

• Das Problem mit "Ein unheimlicher Fund" aus Sicht des Autors ist, daß es die ERSTE Folge war, die ich für diese Staffel geschrieben habe und es fiel mir schwer, die Eigenschaften der Charaktere wiederzufinden, nachdem so viel Zeit vergangen war (zwischen dem Abdrehen und Überarbeiten des Pilotfilms und dem Schreiben des ersten Skripts der Serie war fast ein Jahr vergangen). Wie bei jeder Serie dauert es eine Zeit, bis man richtig in Fahrt kommt. Dies war das tatsächliche Problem und es gab keine echte Lösung, daran vorbei zu kommen, als das Skript zu schreiben, sich die Charaktere noch mal zu verinnerlichen und weiter zu machen. Hätten wir mehr Drehbücher zur Verfügung gehabt, hätte ich es vielleicht aussortiert, aber wir hatten nicht mehr. Und seltsamerweise mochten viele vom Produktionsteam das Drehbuch sehr und waren der Meinung, es müßte umgesetzt werden.

• Ich würde das noch differenzierter sehen und denke, es ging nicht so sehr um die *Dummheit* von Rassismus und den Aspekt der genetischen Reinheit, als vielmehr um die UNMÖGLICHKEIT solcher Ideen. Wenn man die Idee weiterverfolgt muß man feststellen, daß *niemand* rein ist. Und darum ging es in gewissem Maße.

  Und es ist recht seltsam, daß es in "Die Todesbringerin" eine Diskussion über Völkermord gab.

• Ich erlaube mir ein kleines Lächeln...im Laufe eines jeden Skripts baue ich kleine Dinge ein von denen ich glaube, daß sie niemand bemerken wird, die mir aber helfen, die Charaktere verfolgen zu können und an die sich jene erinnern werden, die aufmerksam zusehen. Du zitierst Sinclair's Aussage, als er Garibaldi "on the LINE" hilft und Garibaldi sagt, daß Sinclair immer wieder sein Leben riskiert (putting his life "on the LINE"). Und dies hat doch große Ähnlichkeit mit dem Ausdruck "the Battle of the line" (der Letzten Schlacht des Erde-Minbari-Krieges).

  Das war etwas überflüssiges...aber das war ganz bewußt so.

  Er kämpft immer noch den selben Kampf. Er hat nie damit aufgehört. Auf die eine oder andere Weise bringt er sich selbst immer wieder in den Kampf ein, er ist ein einer Schleife gefangen...

• Tatsächlich war die Frage der Reporterin *nicht* (vom Standpunkt 2258 aus gesehen) dumm. Die Erde ist von den anderen großen Völkern weit genug entfernt, daß sie sich nicht über eine drohende Invasion Gedanken machen müßte. Zu der Zeit, zu der die Geschichte spielt, gibt es auf der Erde SEHR starke Bestrebungen zur Isolation, über die wir im weiteren Verlauf auch noch hören werden. Sternfahrt ist *teuer*, auch noch 2258 und Zuhause gibt es immer noch eine Menge Probleme zu bekämpfen. Während die Verwaltung in der Erdzentrale immer weiter in den Weltraum vorstoßen will, sorgen verschiedene Nationen/Staaten für die Finanzierung weiterer Entdeckungen, die aber nicht immer mit allen geteilt werden. Die Mars Kolonie fordert die Abspaltung von der Erde ein...nach und nach fällt alles auseinander. Wenn man es so betrachtet, ist die Frage *durchaus* gerechtfertigt.

• Der EINZIGE Grund, warum sie die Schüsse in "Ein unheimlicher Fund" entdecken konnten, war, weil diese SO stark waren, daß sie von den Sensoren der Station erfaßt wurden. Normale Schüsse aus einer PPG sind nicht zu erkennen.

• Mit der Beschreibung, die andere für eine Folge verwenden, habe ich nichts zu tun. In dieser Folge wird die betroffene Person nicht in eine Maschine "verwandelt". Es ist eine Art lebende Rüstung, die über dem Körper der Person wächst und beginnt, diese Person zu beeinflussen. Darum geht es, er ist nicht mutiert, seine Physis wurde nicht verändert, sein Gehirn wurde nicht ersetzt und so weiter.

  Mein Vorschlag: Bewerte die Folge aufgrund der Folge und nicht aufgrund der Wortwahl, die jemand anderes für die Zusammenfassung der Folge trifft. Es ist ja auch so, daß man Moby Dick mit "Ein Verrückter jagt einen großen Fisch." umschreiben könnte. Es steckt natürlich mehr in der Geschichte und es ist nicht wirklich zutreffend.

Übersezung: CB, MB
Letzte Änderung: 16. April 2000