Inhalt: Überblick - Hintergrund - Fragen - Analyse - Bemerkungen - JMS

Überblick

Talia ist daran beteiligt, das Urteil gegen einen verurteilten Mörder zu vollstrecken. Dr. Franklin untersucht den Fall einer angeblichen Wunderheilerin auf der untersten Ebene. Londo nimmt Lennier auf eine Tour durch die weniger angenehmen Sektionen der Station mit. June Lockhart als Dr. Laura Rosen. Kate McNeil als Janice Rosen. Mark Rolston als Karl Mueller. Damian London als der Centauri-Senator. Jim Norton als Ombudsmann Wellington.

Unter-Genre      : Spannung/Drama
D5 Rating        : 6,00

Originaltitel    : The Quality of Mercy [Der Wert der Barmherzigkeit]
Produktionsnummer: 117
Erstausstrahlung : 17. August 1994 (US)
                   10. Dezember 1995 (D)

Drehbuch         : J. Michael Straczynski
Regie            : Lorraine Senna Ferrara

Hintergrundinformationen

• Jemanden aus der Luftschleuse werfen, um ihn zu töten ist eine Strafe, die nur bei schwerer Meuterei oder Verrat Anwendung findet.
• Beweise, die durch einen telepathischen Scan erbracht werden, sind vor Gericht nicht zulässig, da sie den Prinzipien einer fairen Prozeßführung widersprechen.
• Nur sehr wenige Mitglieder des Psi-Corps sind für das Strafrecht ausgebildet, nicht etwa weil kein Bedarf bestünde, sondern weil es ein sehr anstrengendes Gebiet ist, das einen fertigmacht.
• Den Mittellosen auf der Station wird die medizinische Behandlung im Medlab verweigert, wenn sie sie nicht bezahlen können (vgl. "Die Gläubigen").
• Das Gefängnis der Station ist bereits überfüllt; es gibt keinen Platz dort für jemanden mit einer lebenslänglichen Strafe.
• Die Erde verfügt über die Technologie, die Persönlichkeit eines Menschen auszulöschen (vgl. "Der Gral") und ihm neue Erinnerungen einzupflanzen: dies wird als Strafe oder Rehabilitationsmaßnahme bei bestimmten Verbrechen angewendet. Ein Mitglied des Psi-Corps überwacht die Auslöschung, indem es vorher und danach Scans durchführt, um sicherzugehen, daß sie vollständig erfolgt ist.

Offene Fragen

• Was wird Dr. Franklin mit der Maschine tun? Wird sie jemals wieder auftauchen?
• Werden sich Franklin und Janice Rosen in späteren Episoden weiterhin treffen?

Analyse

• Dies ist das zweite Mal in der Serie, daß eine Methode auftaucht, die einem Lebewesen die Lebenskraft nimmt und sie einem anderen gibt (vgl. "Die Todesbringerin".) Vielleicht sind sie irgendwie miteinander verwandt.
• Ihrer Reaktion während des Scans nach zu urteilen, scheint es, daß Talia nicht dazu ausgebildet wurde, mit abgehärteten Kriminellen umzugehen. Warum wurde ihr dann, der Job, einen Mörder in der Marskolonie zu scannen, übertragen, einem Ort, an dem, da es eine der bedeutenderen menschlichen Kolonien ist, wahrscheinlich eine Niederlassung des Psi-Corps existiert? (vgl. "Angriff der Außerirdischen, Teil 2" obwohl die Anwesenheit, auf die man sich dort bezieht, zugegebenermaßen nicht allgemein bekannt ist).
• Die Behauptung der Centauri, daß die Erde eine ihrer verlorenen Kolonien sei (vgl. "Ragesh 3") war wohl eine kurzlebige List, wenn man die Enthüllungen über die Physiologie der Centauri in dieser Episode bedenkt.

Bemerkungen

• June Lockhart und Bill Mumy spielten gemeinsam in einer anderen Science-Fiction-Serie: "Lost in Space."

jms spricht

• Von allen Drehbüchern, die ich geschrieben habe, ist "Die Heilerin" das einzige, mit dem ich nicht hundertprozentig zufrieden bin, weil ich es geschrieben habe, als ich wirklich schwer an Grippe erkrankt war, und mich ABSOLUT nicht daran erinnern kann es überhaupt geschrieben zu haben. Wie die Dinge stehen, bin ich allerdings zu etwa 90% zufrieden damit, speziell mit der B-Story über Londo und Lennier, die sehr gut geraten ist.

• In meiner ursprünglichen Idee für diese Episode, die ich dann später fallenließ, war der Wunderheiler noch ein Betrüger.

• Telepathen des Psi Corps ist es ****NICHT**** gestattet, Angeklagte offiziell in Zusammenhang mit einem Verbrechen zu scannen. Es verletzt das Recht auf faire Prozeßführung. Selbst wenn darum gebeten wird, es ist einfach nicht gestattet. Man will auf keinen Fall die Tür auch nur einen Spalt für eine Regierungsorganisation öffnen, die dann anfängt, zu bestimmen, wer eines Verbrechens schuldig ist und wer nicht. Das führt in gerader Linie zu Diktatur, Gedankenpolizei und Großem Bruder.

• Der Scan ist eine Vorbereitung zur Persönlichkeitslöschung des Gefangenen. Diese ist, wie der Ombudsmann erklärte, der Tod der Persönlichkeit, der Tod von jemandes Bewußtsein. Daher der Trauerflor am Psi-Symbol.

• Wie hat Deine Anwesenheit im Netz die Serie beeinflußt?
  ... Ich wollte ursprünglich auf einige der rechtlichen Aspekte des Psi Corps in "Die Heilerin" nicht näher eingehen, aber als so viele Leute Interesse daran äußerten, wie das funktioniert, und als ich sah, wieviel Verwirrung darüber herrscht, habe ich mir die Zeit genommen, aufzuzeigen, wie die rechtlichen Aspekte aussehen, als ich das Drehbuch fertigstellte, und damit die Fragen zu beantworten.

• Einer der Hauptgründe, aus dem ich mich dazu entschlossen habe, diese Interaktion zu beginnen, obwohl meine Freunde mich STÄNDIG zu entmutigen versuchten und nicht glauben konnten, daß es funktioniert, ist, daß ich dachte, daß es für mich von einigem Nutzen wäre, weil ich glaube, man sollte sich mit dem, was man erschafft der Öffentlichkeit stellen, und weil - obwohl viele Kritikpunkte eine Frage des Geschmacks oder persönlicher Vorlieben sind - ich manchmal (eigentlich sogar recht oft) etwas aus der Diskussion lerne, oder in irgendetwas korrigiert werde, was sich dann irgendwann in der Serie niederschlägt. Ich denke ernsthaft darüber nach, n'grath entweder zu überarbeiten oder ihn umzubringen, wenn ich mir die Reaktionen (zusammen mit meiner eigenen) ansehe. Ich lasse mir das nicht diktieren, aber in einigen Fällen, wie bei n'grath, bin ich vielleicht unsicher, aber bereit, auszuprobieren, ob ein Experiment funktioniert. Manchmal tut es das, manchmal nicht, und die allgemeine Meinung in diesem Fall scheint meiner sehr ähnlich zu sein. Au&

• Über June Lockhart
  Nein, keine Szenen mit Bill Mumy, obwohl wir darüber nachgedacht hatten.

• Bill nervte mich ständig, ihn in einer Szene mit June einzusetzen, aber ich hatte das Gefühl, es wäre störend.

• Es hätte schon funktioniert, aber die Szene wäre für immer und ewig die Mini-Lost-in-Space-Wiedervereinigung gewesen. Wenn es nicht wichtig für die Geschichte ist sollte es nicht drin sein.

• Wir versuchen, die Sachen mit den Geschlechterrollen möglichst offen zu behandeln: üblicherweise gibt es einen Grund dafür, daß jemand männlich oder weiblich ist, also wird die Rolle so besetzt. Aber als Beispiel... in "Die Heilerin" wurde die Rolle ursprünglich für eine Vater/Tochter-Kombination geschrieben. Als wir dann zur Besetzung kamen, dachten wir, warum eigentlich nicht Mutter/Tochter? So kamen wir also dazu. In "Die Feuerprobe", haben wir uns bereits um eine Eurer Bitten gekümmert... die Rolle eines Kreuzer-Commanders, bei der nicht festgelegt war, ob sie männlich oder weiblich ist... wurde weiblich besetzt.

• F: Wie nennt man Londos Anhängsel?
  Tentestatikularitäten?

• Hat Londo diese Anhängsel zusätzlich zu oder anstatt eines menschenartigen "Anhängsels"?
  Anstatt, nicht zusätzlich.

• Was die Tentakel angeht... naja, es gibt keine Regeln über das Zeigen von Tentakeln im Fernsehen. Ich glaube, sie wollen sich auch gar nicht damit befassen. Es gibt Momente, in denen sie so tun, als hätten sie es nicht gesehen und ich tue so, als hätte ich es nicht geschrieben.

• Männliche Centauri haben sechs.

• Weibliche Centauri haben übrigens sechs enge... ähmmm... Schlitze am Rücken, drei auf jeder Seite der Wirbelsäule, an der Basis des Rückgrats.

  Das schreckliche daran ist, das die zwei Frauen in der Requisite - die damit VIEL zu viel Spaß hatten - mir ständig wieder diesen Tentakel anbrachten, um die Form, Größe, Konsistenz zu überprüfen, und ob man nun Venen sieht oder nicht....

  Ich sag es Euch hier und jetzt: unsere Arbeitsbesprechungen sind ein wenig ungewöhnlich.

• Tatsächlich haben Centauri sechs. Sie entspringen den Körperseiten, und "falten" sich über dem Solar Plexus zusammen, wenn sie nicht, äh, benutzt werden. (Tatsächlich haben wir einen davon, der für andere Zwecke eingesetzt wurde, bereits in der ersten Staffel in "Die Heilerin" gesehen). Weibliche Centauri haben sechs... ähm... schlitzförmige Stellen neben der Wirbelsäule, knapp über den Hüften, drei auf jeder Seite.

  Wenn ich jetzt noch weiter erzähle, hab ich wahrscheinlich das FBI am Hals.

• Bedeutet das, daß Centauri-Frauen üblicherweise Mehrlingsgeburten haben?
  Keine Mehrlingsgeburten in dem Sinne, nicht anders als bei Menschen.

• "Welche Form der Geburtenkontrolle benutzen die Centauri?"

  Konversation.

• Welchen von den sechs benutzen sie, um zu urinieren?
  Das setzt voraus, daß sie ihre Sexualorgane auch zum urinieren benutzen; das ist nicht notwendigerweise der Fall.

• Wir haben als Soundeffekt für das "Zurückziehen" in "Die Heilerin" einen Peitschenknall benutzt: als wir beim Tonschnitt waren, bat ich um den stärksten Peitschenknall, den sie hatten... und habe ihn WIRKLICH laut einfügen lassen. Jedesmal, wenn ich es höre, liege ich am Boden....

• Während die Telepathen-Themen in "Die Heilerin" sich durch die gesamte Geschichte der SF ziehen, einschließlich "The Demolished Man", stammt die grundlegende Handlung (re: Talia) aus dem Pilotfilm. Zu dieser Zeit wurde ich - häufig - gefragt: "Warum hat Lyta nicht Sinclair gescannt, um festzustellen, ob er versucht hat, Kosh umzubringen?" Meine Antwort damals - die in einigen der Archive steht - war, daß es das Recht auf eine faire Prozeßführung verletzen würde, daß der Angeklagte nicht gescannt werden darf, um herauszufinden, ob er schuldig oder unschuldig ist (tatsächlich erinnere ich mich an eine ziemlich hitzige Diskussion darüber vor einiger Zeit). Ich versprach, daß ich das später näher ausführen würde und bereitete mich mental darauf vor, eine Episode mit diesen Vorgaben zu machen... und ich hatte mich schon wegen der Todesstrafe und dem Einsatz von Telepathen in dieser Hinsicht entschieden. So entstand daraus "Die Heilerin", lange bevor "Mephisto" auch nur geschrieben wurde. Irgendwann rief ich, weil ich wußte, da&

• Ist Persönlichkeitslöschung nicht genauso schlimm wie Töten?
  Man muß sich tatsächlich mit vielen Themen beschäftigen, wenn man das alles abdecken will. Was ist wirklich die "Person" - der Geist, die Seele oder der Körper? Wenn eine Person einen Unfall hat und das Gedächtnis verliert, wodurch ihre gesamte Persönlichkeit ausgelöscht wird, ist diese Person dann so gut wie tot? Gibt es keinen Unterschied zwischen Amnesie und Tod? Wenn nicht, warum tötet man dann nicht einfach die Person mit der Amnesie? Aber augenscheinlich *gibt* es einen Unterschied. Was also ist die Person? Was macht den Tod aus?

  Wir halten den Tod des *Gehirns* durch das Aufhören der Gehirnwellen für den Beweis für den eingetretenen Tod. Aber was ist, wenn man die Wellen einfach nur neu anordnet?

  Außerdem gibt es da noch die Frage der *Gerechtigkeit*. Wenn die Person tot ist, kann sie nicht mehr viel tun, um den Schaden, den sie in der Gesellschaft angerichtet hat, wiedergutzumachen. Das ist einfach Materialverschwendung. Warum nimmt man also nicht jemanden, der in jeder normalen Gesellschaft zu Tode verurteilt worden wäre, oder gezwungen wäre, den Rest seines Lebens in einer winzigen Zelle zu verbringen, und gibt der Seele und dem Körper eine neue Chance, indem man der Person eine neue Persönlichkeit gibt und sie, wie der Ombudsmann sagt, "der Gemeinschaft dienen läßt, der durch ihre Handlungen Schaden zugefügt wurde"?

  Schließlich: Wenn die Person tot ist, ist sie tot: vielleicht findet fünf Jahre später jemand einen Beweis für ihre Unschuld. Dann gibt es wenigstens die *Chance* die ursprünglichen Erinnerungen und das Persönlichkeitsprofil zumindest teilweise wiederherzustellen.

  Nochmal, bei all dem darf man nicht vergessen, daß wir über eine *Raumstation* mit begrenztem Platz und Ressourcen reden. Mann kann auf einer so kleinen Station nicht jeden, der jemanden umbringt "einlagern", dann ginge einem praktisch sofort der Platz aus (wenn man auch noch allgemeine Schwerverbrecher und Mordversuche mit einbezieht). Was *macht* man dann also mit ihnen? Wie erwähnt, wollte die Erde sie nicht und wird auch nicht für ihren Rücktransport zahlen... was bleibt also?

  Das ist das Dilemma, das ich in dieser Episode aufzeigen wollte... was *kann* man tun?

• "...die 'Persönlichkeit', die im Körper verbleibt wird für ein Verbrechen bestraft, das nicht von dieser 'Persönlichkeit' begangen wurde."

  1) Aber wer ist nun die Person... die alte Persönlichkeit, die neue oder etwas ganz anderes?

  2) Ein Teil der neuen Persönlichkeit würde die Freude daran sein, anderen zu helfen.

• Ihr werdet die Heilungsmaschine aus "Die Heilerin" noch mal wiedersehen. Ein Teil des Grundes für diese Geschichte, war es, etwas innerhalb des B5-Universums zu etablieren, das sich sehr viel später als praktisch herausstellen wird (aber ich werde es *nicht* unendlich lange herumliegen lassen: das würde langfristig Unmengen von Komplikationen verursachen).

  (Einige Fernsehserien etablieren zwei Akte im Voraus etwas oder lassen es vorausahnen; wir machen sowas ein volles *Jahr* im Voraus....)

• Zuerst einmal gibt es Grenzen dabei, was die Heilungsmaschine tun kann. Sie kann keinen physischen Schaden des Körpers heilen, sie funktioniert hauptsächlich bei Krankheiten und grundsätzlichen Schwächungen; vergeßt auch nicht, daß sie ein Gerät ist, das für die *Todesstrafe* benutzt wurde... das heißt, wenn man das Leben einer Person retten will, muß eine andere ihr Leben opfern, wenn es sehr schlimm steht, also ist es nicht einfach etwas, das man jedesmal herausholen kann, wenn es jemanden erwischt hat.

• Sie können das ursprüngliche Urteil nicht umsetzen, da der Körper nun tot ist, und das setzt seine soziale Akzeptanz wahrscheinlich etwas herab.

  Dr. Franklin wußte nicht, daß Mueller Rosen bereits gefunden hatte oder auch nur von ihr wußte. In den unteren Sektoren gibt es keine Babcom-Systeme. Ein Sicherheitsteam grundlos hinzuschicken, ist weder realistisch noch sinnvoll. Er tat das einzig Richtige: zu ihr gehen und sie warnen, aber sich vorher absichern, daß die Sicherheit weiß, wohin er geht und ein Team hinter ihm herschickt, wenn sie nichts mehr von ihm hören.

• Franklin hätte einen Durchsuchungsbefehl haben müssen.
  Da stimme ich Dir nicht zu.

  Dr. Franklin brauchte keinen Durchsuchungsbefehl, um Rosens Quartier zu betreten. Die Tür stand grundsätzlich offen und er ist kein Polizist. Nur Polizisten müssen Durchsuchungsbefehle haben. Er ging auch nicht zu ihr, um sie festzunehmen.

  Der Verteidiger saß zusammen mit dem Angeklagten am Tisch. Er hatte keinen Dialog, aber er war anwesend. Die Verhandlung ging weiter: das war der Teil an dem das Urteil verkündet wird, nachdem das Gericht eine Entscheidung gefunden hat.

  Daß der Richter das Urteil verkündet, entspricht genau dem Muster, nach dem die reisenden Bezirksrichter in den im Grenzland der USA arbeiteten. Wo auf B5 sollte man Geschworene finden? Die meisten Zivilisten sind auf der Durchreise und bleiben nur einen oder zwei Tage... sie sind nicht in der Lage, einem längeren Prozeß zu folgen. Die einzigen anderen sind das Stationspersonal, und das ergibt einen Interessenkonflikt. Die einzige Möglichkeit ist jemand in der Art der reisenden Bezirksrichter, der niemandem Loyalität schuldet.

  Das außerirdische Gerät wurde ohne Lizenz an Menschen angewandt, sie ist keine zugelassene Ärztin, und es wurde bei der Tötung eines Menschen benutzt. Unter solchen Umständen ist es das Recht des Gerichts, den Gegenstand im Interesse der Öffentlichkeit zu konfiszieren (man kann in einem Staat, der Lizensierung verlangt, eine unlizensierte Feuerwaffe besitzen und sie in einer Schießerei rein zur Selbstverteidigung benutzen, aber sie wird hinterher konfisziert werden. Es gibt keinen Schadenersatz, da der Gebrauch ohne Genehmigung geschah, und sie auch keine zugelassene Ärztin ist/war).

  Das *ist* faire Prozeßführung. Sogar nach den Begriffen des zwanzigsten Jahrhunderts. Das einzige Problem besteht darin, zu verstehen, was ein fairer Prozeß tatsächlich *ist*, im Gegensatz zu dem, was wir denken, das es sein *sollte*.

• Ja, ein Teil des Grundes für die "Heilerin"-Episode war es, den Begriff der implantierten Persönlichkeit als angewandte Technik zu etablieren.

• David: [der Originaltitel] "The Quality of Mercy" entstammt derselben Quelle wie Comptons Buch, Shakespeare. Er hat eine Menge mit dieser Episode zu tun.

• Ja, eindeutig: in "Die Heilerin" bekommt man einen Einblick darin, wie das Justizsystem den Umgang mit Gewaltverbrechen in einer Umgebung wie einer Raumstation, wo es nur begrenzt Platz für Zellen, begrenzte Ressourcen und andere Komplikationen gibt, in den Griff bekommen hat. Wir haben vor, uns etwas damit zu beschäftigen, ohne dabei zu sehr in Richtung LA LAW abzudriften.

• Eine Menge unserer Episoden sind so konstruiert, daß sie als Spiegel funktionieren: man sieht das, was man hineinlegt. "Die Gläubigen" wurde als religionsfreundlich, religionsfeindlich und als neutral gegenüber Religionen interpretiert... "Die Heilerin" wurde, wie Du bemerkst, als Pro-Todesstrafe und Anti-Todesstrafe interpretiert. Wir ziehen es, wie Du sagst, vor, dem Zuschauer zu überlassen, herauszufinden, was die Dinge meinen.

  Eine gute Geschichte sollte Diskussionen, Debatten, Streitgespräche provozieren... und ab und zu eine Kneipenschlägerei.

• Es existiert die Auffassung, daß A, B und manchmal C-Handlungen im Fernsehen zusammenhängen sollten. Mein Standpunkt: manchmal ja, manchmal nein. Kommt darauf an, ob man es als einen realen Ort betrachtet oder nicht, im Gegensatz zu einer Fingerübung in Thematik. Was ich im Laufe eines Tages erlebe, hat nichts mit dem zu tun, was Larry DiTillio am anderen Ende der Stadt geschieht, es sei denn es betrifft unsere gemeinsame Arbeit. Manchmal, wie in "Die Heilerin", haben die Handlungen eine gewisse Resonanz zueinander, können dazu benutzt werden, einander zu illustrieren und hängen so zusammen. In anderen Fällen will ich eher so etwas wie einen "Tag im Leben" von Babylon 5 zeigen. Die eine Art der Geschichten ist weder besser noch schlechter als die andere, sie sind einfach nur verschieden. Man mag eine Art mehr mögen als die andere, aber zu behaupten, es wären "bessere" Handlungen, ist schlichtweg Blödsinn. Es gibt in dieser Serie keinen Füllstoff, keine Geschichten, die nur dazu dienen, die Zeit zu füllen, nur Geschichten, die wir erzählen wollen. Punkt.

• Minbari benutzen ein Elfer-, kein Zehnersystem, also wäre zwölf das elfzig-erste Jahr und so weiter.

• Das Elfersystem der Minbari schließt die Finger und den Kopf, dem das Prinzip der Mathematik entstammt, ein.

• Außerdem siehst Du das aus einer strikt englischsprachigen Perspektive: in Deutsch beispielsweise ist 21 "Ein und Zwanzig" (bitte entschuldigt eventuelle Schreibfehler, es ist schon eine Weile her), was genau die gleiche Struktur, wenn auch umgekehrt, ist, die die Minbari zum Zählen benutzen (und worauf ich auch tatsächlich seine "Aussage" mehr oder weniger basieren ließ).

• Elfzig-sieben = Achtzehn im Zehnersystem.

• Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn, elf

  Elfzig-eins, elfzig-zwei, elfzig-drei, elfzig-vier, elfzig-fünf, elfzig-sechs, elfzig-sieben, elfzig-acht, elfzig-neun, elfzig-zehn, zwölfzig

  Zwölfzig-eins, zwölfzig-zwei, zwölfzig-drei, zwölfzig-vier, zwölfzig-fünf, zwölfzig-sechs, zwölfzig-sieben, zwölfzig-acht, zwölfzig-neun, zwölfzig-zehn.

  Und so weiter.

  Wer hat hier immer noch Probleme damit?

Übersetzung: MW
Letzte Änderung: 16. April 2000
Original: 4. Januar 1998