Inhalt: Überblick - Hintergrund - Fragen - Analyse - Bemerkungen - JMS

Überblick

Londos Karriere ist in Gefahr, als eine schöne Sklavin ihn verführt und ihm hochsensible Computerdaten stiehlt. Garibaldi untersucht die unberechtigte Benutzung eines Kommunikationskanals Fabiana Udenio als Adira Tyree. Clive Revill als Trakis. Robert Phalen als Andrei Ivanov.

D5 Rating        : 5,00

Originaltitel    : Born to the Purple [Purpur geboren]
Produktionsnummer: 104
Erstausstrahlung : 09. Februar 1994 (USA)
                   20. August 1995 (D)

Drehbuch         : Larry DiTillio
Regie            : Bruce Seth Green

Hintergrundinformationen

• Trakis: "Weißt Du, warum ein betrunkener Dummkopf wie Mollari soviel Macht hat? Weil seine Falimie seit Jahren den Schmutz anderer Familien sammelt, so, wie es alle 'noblen' Häuser der Centaurirepublik machen."
• Londo: "Wir Centauri leben unser Leben für den Anschein: Position, Status, Titel. Das sind die Dinge, über die wir uns definieren. Aber wenn ich hinter diese Maske sehe, die ich zu tragen gezwungen bin, sehe ich nur Leere."
• Das Gesetz der Centauri erlaubt es Personen, andere Centauri als Sklaven zu halten. Die Eigentümer sind rechtlich verantwortlich für die Handlungen ihrer Sklaven. Es scheint, als basiere das System der Sklaverei eher auf ökonomischen Gesichtspunkten, denn auf Kasten. Laut Trakis ist Machtlosigkeit und Sklaverei das Schicksal aller Centauri, die das Spiel von Erpressung und Konspiration nicht mitspielen.

Offene Fragen

• Was war der Vertrag-von-Euphrates-Kompromiß, den Sinclair Londo zwang zu akzeptieren?

Analyse

• Bei einem Drink stimmen Londo und G'Kar überein, daß Frauen, das schönste im Leben seien. Sie gehen jetzt viel freundlicher miteinander um, als sie es taten, als wir sie das letzte Mal sahen (vgl.: "Ragesh 3"). In der Zwischenzeit müssen die Narn sehr ruhig gewesen sein.
• Heftiger Ärger eines Paares neben ihr reicht, daß Talia gehen muß, um eine Atempause zu machen.
• Londo stimmt Sinclairs Kompromiß beim Euphrates-Vertrag zu, im Austausch für dessen persönliche Hilfe bei der Wiederbeschaffung der Purpurdaten. Dennoch sollte das nicht als neuerliches Beispiel dafür genommen werden, daß Londo persönliche über staatliche Interessen stellt. In einer Kultur, die aus Tradition auf Bestechung beruht, würde die Macht, die ein Individuum verliert, immer von einem anderen an sich gerissen. Wenn aber ein Außenseiter einen Schatz wie Londos Purpurdaten in seinen Besitz bekäme, würden alle Centauri verlieren. Es gibt hier eine interessante Parallele zu der Sorge der Minbari um ihre Seelen. (vgl.: "Seelenjäger").
• Ivanovas Bruder wurde im Erd/Minbari-Krieg getötet, ihre Mutter beging Selbstmord (vgl.: "Ragesh 3"), und sie hat sich seit Jahren ihrem Vater entfremdet. Daher ist es nicht überraschend, daß sie so grantig ist.
• Talia ist Willens, die Regularien des Psi Corps zu umgehen, wenn ein Leben auf dem Spiel steht (auch wenn sie nicht an Londos Karriere interessiert ist). Die Kontrolle des Psi Corps über weit entfernt arbeitende Telepathen scheint ziemlich schwach zu sein.
• Als sie in den Plan eingeweiht wurde, fragte Talia Sinclair, ob Londo es ernst meine, daß das Leben einer Frau auf dem Spiel stehe. Sollte sie nicht Londos Sorge spüren können? Sie sagte selbst, starke Emotionen seien schwer zu blocken ("Die Macht des Geistes") und Londo wäre wahrscheinlich sehr in Sorge, wenn Adiras Leben und seine Karriere auf dem Spiel stünden. Natürlich ist es möglich, daß sie die Sorge gespürt hat, nicht aber den Grund dafür.
• Ivanova ist bereit, EA-Vorschriften zu umgehen, wenn es ihr persönlich einen Vorteil bringt. (vgl.: "Angriff auf die Außerirdischen")
• Als G'Kar Trakis trifft, um die Informationen auszutauschen, sagte Trakis zu ihm: "Sie sagten nichts über einen Telepathen." Daraus geht hervor, daß G'Kar derjenige war, der Trakis kontaktiert hatte. Wie auch immer, Trakis wußte durch die Wanze, die er bei Londo plaziert hatte, daß Sinclair hinter ihm her war. Also mußte Sinclair G'Kars Anruf bei Trakis so organisiert haben, daß dieser keinen Verdacht schöpfte.
• Aufgrund der telepathie-unterstützten Verhandlungen, muß sich die zukünftige Diplomatie sehr von der heutigen unterscheiden. Keine Verstellung, keine zurechtgeschneiderte Versionen der Situation zu Hause, keine leeren Versprechungen oder Geheimpläne. Die Parteien haben die gleichen Freiheiten bei der Wahl ihrer Mittel, aber es bleiben verschwindend wenige Taktiken, dem Gegner gegenüber einen Vorteil zu erlangen, den man nicht schon hätte.

Bemerkungen

• Der Titel dieser Episode geht auf eine Bezeichnung aus dem Römischen Reich zurück, die heute noch in Großbritannien gebräuchlich ist. Römische Senatoren trugen in den Zeiten der Republik Togas mit purpurfarbenem Rand als Zeichen der Zugehörigkeit zur kaiserlichen Familie, da purpurner Farbstoff sehr teuer war. Heute tragen Mitglieder des Oberhauses purpurne Roben zu offiziellen Anlässen. Wenn im Vereinigten Königreich jemand zum Peer gemacht wird, sagt man er wurde "zum Purpur erhoben". Peers, die ihren Titel geerbt haben, wurden "Purpur geboren". Vielleicht impliziert das, daß die Purpurdaten so genannt wurden, weil sie es sind, die Londos Familie in ihrer hohen Position gehalten haben.
• G'Kar schaut nicht weniger als vier Mal zu der menschlichen Tänzerin hinter ihm, während er und Sinclair Londo das erste Mal mit dem Vertrag konfrontieren.
• Die Kommunikation von Babylon 5 hat priorisierte "Goldkanäle", die für die Kommunikation in Notsituationen gedacht sind. Sinclairs ausdrückliche Genehmigung ist erforderlich, um sie zu benutzen und ihre Existenz ist nur den Botschaftern und den Führungsoffizieren bekannt.
• Seit den ersten Tagen des Imperiums ist ein stilisiertes Auge mit einer Träne in Londos Familienbesitz.
• Schlagzeile in Universe Today: Führer der Homeguard verurteilt.
• Das "Fresh Air" ist das beste Restaurant in Babylon 5.
• Talia hat früher für das "Politische Büro" gearbeitet.
• "Ich möchte alles über Babylon 5 wissen," sagt Sinclair, "und Garibaldis Dateien sind sehr ausführlich."
• Es sieht so aus, als ob Ivanova nur einen Ohrring trägt, obwohl das schwer zu sagen ist, da wir während der gesamten Episode nur einen flüchtigen Blick auf die rechte Seite ihres Kopfes werfen können.

JMS spricht

• Wir geben "Die Purpurdaten" mit Clive Revell und Fabiana Udeno gerade den letzen Schliff. Es ist eine sehr unkonventionelle und lustige Geschichte (von Larry DiTillio, natürlich), die eine neue Seite zu Londos Charakter hinzufügt. Sie konfrontiert unsere Figuren mit neuen Situationen und es macht Spaß zuzusehen, wie sie unter diesen neuen Bedingungen reagieren.

• Trakis, Adiras Eigentümer, war kein Centauri, aber (und das ist etwas, das wir vielleicht im weiteren Verlauf noch einmal aufgreifen werden) er war einmal ein Sklave der Centauri.

• Aw: Londo als ein romantischer Charakter ... wie lieb von Dir. Du bist der erste, der den Nagel genau auf den Kopf getroffen hat. Wenn ich eine Beschreibung der Figur liefern müßte, würde ich bezweifeln, daß ich es besser hinbekommen hätte, als das, was Du gerade geschrieben hast. Es gibt eine *Menge* Episoden, die diese Züge an ihm aufzeigen, die nächste, "Die Purpurdaten", von der ich glaube, sie wird diese Haarwitze ein für alle Mal zum Schweigen bringen, eingeschlossen.

  Wie auch immer... ja, und danke, das trifft es *genau*.

• Belassen wir für den Moment dabei, daß ihr in "Die Heilerin" etwas sehr ungewöhnliches über das "Intimleben" der Centauri erfahren werdet.

• Fabina hat sich nicht dem Kopf rasiert, um Adira zu spielen; es handelt sich um eine künstliche Glatze aus der Maske. Gleiches gilt für alle anderen Centaurifrauen. (Der Witz ist: das eine Mal, als wir eine glatzköpfige Frau als Statistin HATTEN, haben alle, die es nicht wußten, ständig betont, wie unecht doch diese Glatzenkappe aussehen würde ...)

• Was Du da ansprichst, stimmt genau; deswegen haben wir das Psi Corps auf diese Art angelegt, um zu *verhindern*, daß es jedes Mal zum Deus ex machina wird. Das hat mich schon immer an der Behandlung von "Empathen" bei ST gestört; es handelt sich um eine fürchterliche Verletzung der Privatsphäre. Das Psi Corps hat strenge Regeln darüber, wer unter welchen Umständen gescannt werden kann und wer nicht. In "Purpur" hätte sie nicht einfach hingehen können und Trakis scannen. Sie müßte engagiert werden, einen Arbeitsvertrag haben und es *nur* in den oberflächlichen Gedanken finden, keine gezieltes Herumwühlen. Und dies ist der EINZIGE - noch mal: der EINZIGE - Fall, daß so etwas während der gesamten Staffel gemacht wird, abgesehen von der zufälligen Kollision mit Londo in der ersten Episode.

  Wir werden uns später noch eingehender mit den Regeln und Vorschriften des Psi Corps beschäftigen und herausarbeiten, daß es vieles gibt, das ihnen vom Gesetz strengstens verboten wird.

• Ich gestehe: ich sehe das Problem nicht. Im richtigen Leben sind einige Frauen Wissenschaftlerinnen und Doktorinnen und Athletinnen ... und einige Frauen tanzen in Bars, einige Frauen schaffen an, Teil- oder Vollzeit. Einige Männer sind Gelehrte, Diplomaten und Lehrer... und einige Männer sind Gigolos und Diebe und tanzen *auch* in Bars. Wo genau ist das Problem dabei, beide Seiten zu protraitieren? Sind wir so damit beschäftigt, uns politisch korrekt zu geben, daß wir einen legitimen Teil der menschlichen Existenz nicht mehr zeigen dürfen?

  B5 hat alle Arten und beide Seiten von allen Arten. Männlein und Weiblein gleichermaßen. Ich habe exotische Tänzerinnen für einen heruntergekommenes, nicht ganz legales Unternehmen, einen Hinterhofclub, "ausgewählt". Was würde man dort *erwarten*? Opernsänger? Man schaut sich die Szene an und wählt, was zur *Situation paßt*.

  Außerdem möchte ich darauf hinweisen, daß die Tänzerinnen nicht "wild darauf waren, ihre Freundin zu betrügen." Londo versuchte Adira zu finden, in der Hoffnung ihr helfen zu können. Er sagte nicht, daß er ihr irgend etwas antun wolle, und wahrscheinlich war er mehreren von ihnen bekannt. Er hat einfach nur versucht, sie zu finden. Die Münze wurde als Anreiz hinzugefügt. Damals, als ich noch Sensationsreporter war, machte ich einige Umfragen im Strippermilieu, während ich San Diego lebte. Ich habe eine MENGE Zeit damit verbracht, mich mit Nackttänzern zu unterhalten (wenn sie ihre Sachen anhatten, muß ich schnell hinzufügen). Und 99,9% hatten einen Grundsatz: wenn Du Fragen stellen willst, mußt Du zahlen. So einfach ist das. So *funktioniert* das. Meine Aufgabe ist es, die B5 Realität in dieser Beziehung so dicht an unserer Realität zu halten, wie möglich.

  Einige von ihnen wollten wahrscheinlich helfen, da sie wußten, daß Londo okay war. Einigen war es vielleicht egal. Und einige hätten sie wahrscheinlich für Geld verraten. So ist das Leben. Also noch mal: wo ist das Problem?

• Aw: der Clubbesitzer hat Sinclair erkannt (oder auch nicht)... das ist etwas, das wir diskutiert haben. Kann Sinclair an irgendeinen Ort auf der Station kommen und unerkannt bleiben? In einigen Fällen: nein. An einem Ort wie dem "Dark Star": vielleicht. Das ist nicht gerade der Ort, an dem er sich im allgemeinen rumtreibt. Es hängt davon ab, wieviel täglichen Umgang jemand mit ihm hat. Ja, er ist eine wichtige Figur, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich den Bürgermeister von L.A., Richard Riordan, auf den ersten Blick erkennen würde, besonders in anderer Kleidung an einem ungewöhnlichen Ort. Wir machen das *nicht* oft - nur ein Mal in dieser Staffel - aber wir dachten, das wäre eine vernünftige Herangehensweise.

• Das war etwas, was aus Zeitgründen herausgeschnitten wurde. Goldkanäle sind NUR für den offiziellen Gebrauch, es sind hoch priorisierte Kanäle, die überall hin auf die Erde gehen können. Kommerzielle Kommunikation ist weniger verläßlich und hat nur wenige Kanäle zur Verfügung; man muß warten, bis man durchkommt. Einen Goldkanal für Privatgespräche zu benutzen, ist streng verboten.

• Wegen Ivanova... es nicht wirklich ein Versuch, Mitleid zu erwecken, sondern dazu da, zu betonen, daß sie jemand ist, der ein ziemlich schweres Leben hatte und immer noch hat. Es ist für sie wie Achterbahn fahren und ihre Art damit umzugehen ist, es in sich hineinzufressen. Sie hatte ihr ganzes Leben lang Angst und sie wird noch mehr haben.

  Wir haben angefangen, das auf verschlungen Wegen zu verfolgen, was wahrscheinlich niemand bemerkt, und es dennoch gelegentlich zum Kernpunkt der Geschichte gemacht. Ein kleiner Punkt, den wohl niemand bemerken wird: nach diese Episode fängt sie an, mit ihrem Haar, das wir bis jetzt bewußt streng gehalten haben, herumzuexperimentieren. Auf einmal hat sie niemanden, für den sie irgend etwas darstellen muß und sie muß anfangen, ihren eigenen Weg zu finden und das ist nicht einfach.

• Larry DiTillios Episoden in dieser Staffel sind "Die Purpurdaten" and "Die Todesbringerin". Momentan arbeitet er an einer dritten mit dem Arbeitstitel "TKO". Und ja, er benutzt Blut statt Tinte... unglücklicher Weise ist es meines.

• In B5 wird es beides geben: Sex und Romantik (manchmal zusammen, manchmal nicht). Und wie es für die Serie auf eine schräge Art angemessen ist, ist es nicht der Commander, der zuerst flachgelegt wird oder Garibaldi oder G'Kar... es ist Londo. Und es ist eine sehr lustige, aber gefühlvolle und bewegende Episode.

• Es ist ein normales Bett, klappt prima. Obwohl, wir *hatten* uns was ausgedacht, wo Londo im Bett sitzt, gerade wundervollen Sex hatte und ihm die Haare schlapp herunterhängen... aber wir haben uns in einem Anfall von Zurechnungsfähigkeit dagegen entschlossen.

Übersezung: CW
Letzte Änderung: 16. April 2000