Inhalt: Überblick - Hintergrund - Fragen - Analyse - Bemerkungen - JMS

Überblick

Während sich die Armee des Lichts darauf vorbereitet, die Schatten anzugreifen, arbeiten Londo und Vir weiter an Cartagias Sturz. Ivanova und Lorien suchen nach weiteren Allerersten. Die Schatten setzen eine furchtbare neue Waffe ein. Wortham Krimmer als Imperator Cartagia.

D5 Wertung       : 8,14

Originaltitel    : The Long Night [Die lange Nacht]
Produktionsnummer: 405
Erstausstrahlung : 27. Januar 1997 (USA)
                   20. Juni 1998 (D)

Drehbuch         : J. Michael Straczynski
Regie            : John LaFia

Hintergrundinformationen

• Die Schatten setzen einen eigenen Planetenkiller ein, der gegen die Welten der Vorlonenverbündeten genauso vorgeht, wie die Vorlonen gegen die von den Schatten berührten.
• Nach dem Erfolg des Mordkomplotts hat Londo Cartagias Platz als Kopf der Centauri übernommen. Im Moment ist er allerdings nur Premierminister und nicht Imperator.
• Londo hält sein Versprechen gegenüber G'Kar in "Der Letzte des Kah'ri" und hat den Rückzug der Centauri-Streitkräfte von Narn angeordnet.

Offene Fragen

• Wer waren die Centauri-Adligen beim Geheimtreffen von Londo und Vir?

Analyse

• Wird G'Kar nun, da Narn befreit ist, seinen alten Status zurückerhalten? Oder werden alle seine Mitbürger wie die Narn im Palast denken, daß G'Kars Opfer nicht bedeutsam sei und ihm keine spezielle moralische Autorität verleiht?

  Da ihre Flotte fast vollständig zerstört ist und ihr Planet dem Erdboden gleichgemacht wurde, ist es unwahrscheinlich, daß die Narn eine starke Offensive gegen die Centauri aufstellen können. Aber G'Kars Warnungen werden ja des öfteren ignoriert bis es zu spät ist ("Die Rückkehr der Finsternis" und "Die Armee des Lichts" um zwei Beispiele zu nennen) und beachtet man die berechtigte Wut, die die Narn jetzt fühlen, könnten sie ihn durchaus wieder ignorieren.

• Die Narn wissen offensichtlich nicht, warum die Centauri tatsächlich ihre Welt verlassen haben. Wie werden sie reagieren, wenn und falls sie erfahren, daß es ein Handel G'Kars war, nicht der hartnäckige Widerstand der Narnbevölkerung, der ihre Invasoren zum Rückzug gezwungen hat?

• In "Das Monster auf dem Thron" spekulierte Garibaldi darüber, daß der Strom von eintreffenden Flüchtlingen innerhalb einer Woche die Reserven von Babylon 5 erschöpfen würde. Das scheint nicht geschehen zu sein. Lief die Umleitung der Flüchtlinge auf die Oberfläche von Epsilon 3 reibungslos genug um diese Last von der Station zu nehmen?

• Diese Folge zeigt zum erstenmal Sheridan, wie er jemanden in den sicheren Tod schickt, obwohl dies vielleicht bereits im Erde-Minbari-Krieg tun mußte. Sein Tod und anschließende Wiedergeburt auf Z'ha'dum machen derartige Befehle wahrscheinlich glaubwürdiger: Er war bereit für die Sache zu sterben, deshalb wird er nicht einfach andere ins Feuer schicken um seine eigene Haut zu retten. Delenn andererseits mag für diesen Aspekt des Kommandierens noch nicht bereit sein: wie Lennier in "Das Geheimnis von Grau 17" sagte, schätzt sie jedes einzelne Leben hoch und wird es auch für eine größere Sache nur widerwillig riskieren.

• Was meinte Londo als er sagt, es wäre noch eine weitere Rechnung offen, wenn er stirbt? Er könnte damit seine eigene angebliche Komplizenschaft am Tode des Premierministers Malachi gemeint haben, oder eine Rechnung für Refas Handlungen. Falls das Erste gemeint ist, wird er wahrscheinlich speziell an seinen ziemlich unrühmlichen Tod denken, erwürgt durch die Hände G'Kars, wie er es in seinem Traum vorhersah ("Schatten am Horiziont", "Tausend Jahre durch die Zeit").

• Obwohl es sicherlich unbeabsichtigt war (siehe jms spricht), hat einer von Virs ersten Auftritten etwas von einer Vorahnung , daß er Cartagia töten wird. In "Die Purpurdaten" fragt Londo Vir "What do you want, you moon-faced assassin of joy?" (Was willst Du, Du mondgesichtiger Mörder der Freude?) Vir hat sich als Mörder entpuppt, und indem er Cartagia tötete, hat er einiges von den Schaden wieder gut gemacht, den Londo angerichtet hat, indem er auf Mordens Frage "What do you want?" in "Visionen des Schreckens" antwortete.

• Ein anderes unbeabsichtigtes Vorausschauen auf Virs Handlungen war die Minbari-Wiedergeburtszeremonie in "Angriff auf G'Kar". Während dieser Zeremonie gab Delenn Früchte aus, während sie einen heiligen Minbari-Text rezitierte. Als sie Londo seine Frucht gab, sprach sie von Geburt; bei Vir von Tod und Erneuerung. Selbstverständlich war es zu dieser Zeit nicht JMS' Absicht, aber Londo kann, indem er Refa half Cartagia an die Macht zu bringen, als Überbringer des Lebens einer neuen, aufsteigenden Centauri-Republik gesehen werden. Vir brachte ihren Tod in Form eines Mordes, und ihre Wiedergeburt aus der resultierenden Machtverschiebung.

Bemerkungen

• Das Gedicht, das am Ende dieser Folge von Sheridan rezitiert wird, wurde wahrscheinlich von Sinclair zurückgelassen, der es gegenüber Delenn bereits in "Spacecenter Babylon 5" zitierte. Es ist Tennysons "Ulysses".
• Als Londo G'Kar zuerst sah, sagte dieser, daß sein Auge Cartagia beleidigt hätte. Das ist ohne Frage ein Verweis auf Matthäus 18:9.
• G'Kars Vision zeigt einige ähnlichkeit mit der nordischen Mythologie, in der Odin eines seiner Augen im Tausch gegen die Fähigkeit opferte, Dinge über die normalen Sinnne hinaus wahrnehmen zu können.
• In der US-Erstausstrahlung wurde während des Abspanns das Thema der dritten Staffel gespielt.
• Die Schattenwaffe wurde von Harlan Ellison entworfen.
• Fehler bei den Effekten: Etwa eine halbe Sekunde vor dem Executive-Producer-Credit, als die Flotte Babylon 5 verlässt, kommen von rechts einige Starfurys ins Bild. Als sie auftauchen, verschwinden sie für ein, zwei Bilder wieder. Der Effekt ist bei Normalgeschwindigkeit (kaum) sichtbar, in Zeitlupe etwas besser.

jms spricht

• War die Benutzung des Themas der dritten Staffel beabsichtigt?
  Es war ein Fehler... aber wie bei vielen Fehlern, hat es sich zum Guten gewendet. Das ist das ABA Prinzip... Art By Accident.

• Ich bin mit dieser Folge ziemlich zufrieden. Sie ist amüsant.

• Ich schreibe 405, "Tyrannenmord", und da gibt es im Skript etwas, das ein Charakter tun soll, so wie es die ganze Zeit geplant war; es war nur eine Seite bevor es passieren sollte noch meine Absicht...dann, gerade als ich zu dieser Szene kam, meldete sich ein anderer Charakter und sagte: "nein, lass mich das machen". Ich war verblüfft. "Du?! Du bist die LETZTE Person, von der man es denken würde." Der Charakter nickte. "Eben". Und die Symmetrie war perfekt, die Wirkung würde größer sein... darum hat er es getan.

  Einerseits ist immer toll, wenn das passiert; andererseits erschreckt es mich zu Tode...

  Es ist am Ende von Akt 2, Du wirst es merken, wenn Du es siehst.

• Welcher Charakter hat Dich am meisten überrascht?
  Wahrscheinlich Vir. Er überraschte mich in so mancher Hinsicht. Es reicht zu sagen, daß es etwas in den ersten 6 Episoden irgendwo in der nächsten Staffel gibt, das ich für einen anderen Charakter gedacht hatte. Ich hatte vorgehabt, daß es dieser Charakter tut, bis... eine Seite bevor ich dort ankam, sich Vir in meinem Kopf meldete. "Nein, *ich* sollte es tun." Und sobald er das gesagt hatte, wußte ich, daß es richtig war. Du wirst sehen.

• Zwei Seiten vor dieser Szene sollte Londo es noch tun... dann sagte Vir "Nein".

• Nichts von dem war zufällig. Er mußte es aufheben, sich umdrehen, zu Cartagia gehen, es in ihn stechen und dann abdrücken. Nichts Zufälliges dabei. Aber wenn wir ihn gezeigt hätten, wie er alle Vorbereitungen trifft, wäre der Schock nicht so tiefgreifend gewesen.

• "Hat ein Charakter (kein Schauspieler) Dir jemals eine bestimmte Richtung vorgeschlagen, die Du nicht genommen hast, aber später sah es dann so aus, als wenn Du es hättest tun sollen? Ich habe gedacht sie kämpfen alle um Szenen, oder sind das nur einige Schauspieler?"

  Nicht wirklich, denn wenn mein Unterbewußtsein von etwas so aufgebracht ist, daß es mir einen erfundenen Charakter schickt, der mich anbrüllt, ist dies normalerweise ein Zeichen, daß *Ich Verdammt Nochmal Die Klappe Halten Und Tun Soll, Was Man Mir Sagt*. Wenn es also passiert, ignoriere ich es *sehr* selten.

• Was meinte Londo, als er sagte, es wäre noch eine Rechnung offen?
  Nun, die Rechnung im nächsten Leben für seine Handlungen in diesem, wäre wohl die beste Umschreibung. Das ist es, was er erwartet.

• War G'Kars Schandkragen ein visueller Vergleich mit Jesus am Kreuz?
  Ich denke man kann kann argumentieren, daß es Symbole aus der christlichen Literatur dort gibt, aber diese Art Szene gibt es genauso auch in anderen Glaubensrichtungen. Und historisch gesehen wurde diese Art der Folter an vielen Orten benutzt, das Römische Reich im allgemeinen mit eingeschlossen.

• Haben Londos Männer die Ketten nun gelöst oder war G'Kar nur wirklich wild entschlossen?
  Es war ein wild entschlossener Narn.

• Die Mission des Weissen Stern in dieser Folge hatte bestimmte Wurzeln: um im II. Weltkrieg die Deutschen davon überzeugten, daß wir nicht in der Normandie landen würden, wurden unsere eigenen Agenten mit falschen Informationen gefüttert und losgeschickt...dann ließ man Informationen zu den Deutschen durchsickern, die es ihnen ermöglichte, die Agenten zu fangen und die Informationen aus ihnen herauszufoltern. Dies hier war nicht ganz so schlimm, die Besatzung wußte wenigstens, worauf sie sich einließ... aber im Krieg gibt es oft keine guten Entscheidungen.

• Die Ericsson-Szene war ergreifend.
  Danke... Ich denke die Leistung des Schauspielers, der Ericsson spielte, hatte viel damit zu tun. Er hat der Rolle Tiefe gegeben.

• Er fragte Ericsson, ob er verheiratet sei. Wenn er es gewesen wäre, hätte Sheridan, ob über Stellarcom oder persönlich, seine Frau über den Tod ihres Mannes informieren müssen. Und für Sheridan war es, glaube ich, ein Hauch von Erleichterung, daß er abgesehen davon, Ericsson befehlen zu müssen, zu tun was nötig war, nicht auch noch jemanden zur Witwe machen musste.

• Was war die Bedeutung des Satzes mit dem Ericsson endete?
  Der Minbarisatz war die Standardformel der Rangers um eine Konversation zu beenden, mit einem Salut an den Entil-zha, dem Kopf der Rangers, in diesem Fall Delenn .

• Warum hat die Werbung Ericsson so herausgestellt, wenn er ein so kleiner Part war?
  Tatsächlich habe ich nie eine grosse Sache aus der Ericsson-Szene gemacht, weil das dann gewisse Erwartungen wecken *würde*. Ich kannte die Werbung auch nicht früher als Du.

  Es gab *tatsächlich* eine Lorien Szene in dieser Folge, aber sie wurde etwas verschoben, als uns die Zeit für diese Episode ausging.

• Sheridan hätte wissen müssen, daß Ericsson nicht vereiratet war.
  Erstens ist die Situtation der Rangers keine typisch militärische. Sie sind hauptsächlich von Minbar, ob nun tatsächlich Minbari oder Menschen, die dort trainiert wurden. Sie unterstehen Delenns direkter Verantwortung, die mit Sheridan die Autorität *teilt*. Er kennt Ericsson nicht, weil es es viele gibt, denen er noch nicht vorgestellt wurde, und wahrscheinlich gibt es keine großen Aufzeichnungen über sie. Das ist eine *de facto* Armee, keine *de jure* (ich hoffe ich habe das richtig geschrieben) Armee...Es gibt bei den Rangers nicht viel Papierkram.

  Zweitens, war es Delenn die diesen speziellen Weißen Stern angefordert hat, mehr wegen seiner strategischen Position...was Sheridan benutzte, weil er dem Ziel am nächsten war. Deine Bemerkung ist, als ob man sagt, General Patton sollte im Kampf *sofort* über jeden seiner Soldaten Bescheid wissen, wie weit weg er auch sein mag. Das ist einfach absurd. Sieh Dir einige alte Aufzeichnungen über den II. Weltkrieg an... General MacArthur geht an den einigen Tuppen vorbei... "Wie ist Dein Name, mein Sohn? Woher kommst Du?" Wenn's nach Dir geht, hätte er das wissen müssen.

  Drittens re: die verschlüsselte Nachricht... *natürlich* sind alle verschlüsselt... was Sheridan sagte war "wir verschlüsseln diese Nachricht ALLE DREI SEKUNDEN neu, stellen Sie also sicher, daß ihr System bereit ist." das ist eine stufenweise Steigerung der Verschlüsselung, so sorgfältig und kompliziert, daß es das System tatsächlich ziemlich verlangsamt.

• Mehr zu Sheridans Opferung des Schiffes
  Ich denke das zeigte auch der Liga, daß er bereit war, seine eigenen Leute zu opfern, daß er *es ernst meint*... und bereit ist, den ganzen Weg dafür zu gehen und sie besser auch dazu bereit sein sollten.

Übersetzung: YF MW
Letzte Änderung: 16. April 2000